Der Begriff Shimpa („Neue Schule“) wurde um 1902/3 von den Theaterjournalisten eingeführt, um eine neue Theaterform zu beschreiben, die sich ab 1888 entwickelte. Dieses unterscheidet sich dem traditionellen Kabuki (der „Alten Schule“) unter anderem dadurch, dass die Shimpa-Schauspieler mit natürlicher Stimme sprechen. Auf den im Kabuki üblichen Tanz wurde völlig verzichtet und die Musik spielte eine unwichtige Rolle. Das Shimpa hat seinen eigenen Stil, ist jedoch stark vom Kabuki beeinflußt.
Politisches Phänomen und westliche Einflüsse auf Kabuki
Seit der Meiji-Restauration kämpften die Konstruktionalisten gegen die allmächtige Oligarchie. Im Kampf wurden mehrere politische Parteien gegründet, deren Anhänger später verfolgt wurden. 1884 hatte die Regierung die liberale Partei aufgelöst und jegliche politische Versammlung verboten.
Seit der Meiji Restauration fand nicht nur politische Umwälzung statt, sondern auch eine Reihe von Reformen innerhalb des Kabuki. Das Kabuki erhielt zwar seine Tradition, führte aber auch eine Reihe von Reformen durch wie
a) Übersetzungen ausländischer Stücke
b) Durchführen von Auslandstourneen
c) Herausgabe von zahlreichen Theatermagazinen.
Im August 1886 wurde die Engeki Kairyôkai (Gesellschaft für die Theaterreformierung) gegründet. Dies mit drei Zielen:
1. Entwicklung eines besseren Theaters
2. Festlegung des Berufes „Kabukischreiber“ als Ehrenberuf
3. Theaterbau für Theater und Konzert
Theatergeschichte des Shimpa (1888- 30er Jahre des 20. Jahrhunderts)
Der Vater des modernen Theater Japans ist wohl SADANORI Sudô (1867-1907), ein Mitglied der liberalen Partei. Nach der Auflösung dieser Partei im Jahre 1884 versuchte er durch Theateraufführungen seine liberalen Ansichten zu verbreiten. Der nächste Pionier war KAWAKAMI Otojirô (1864-1911), der nach seinen Reisen durch Amerika und Europa (1899 und 1901) neue Theater-Ideen nach Japan mitbrachte.
Zwischen 1902 und 1911 erlebte das Shimpa seine kurzzeitige Blüte. Der Schauspieler Ii Yôhô (1871-1932) stand im Mittelpunkt der Bewegung. Am Hongô-za-Theater erreichte das Shimpa seinen Höhepunkt. Die hier aufgeführten Stücke wurden als Shimpa Daihigeiki („große Shimpa-Tragödien“) bezeichnet.
Ausser der Schauspielgruppe des Hongô-za gibt es noch andere Shimpagruppen: Masago-za und Ichimura-za waren unter der Leitung von Ii. Das Asakusa Tokiwa-za gehörte zur Mizuno-Gruppe.
Danach konnte sich das Shimpa über zwei Jahrzehnte lang nicht aus seinem Stagnationszustand heraus entwickeln. 1929 erfolgte der Zusammenschluss aller Shimpa-Gruppen in der Shimpa Daigôdôgeki. 1931 führte sie das Stück Futasuji Michi (‚Zwei Wege‘) erfolgreich auf. Nach dem Krieg wurde Shimpa deutlich populärer und etablierte sich in Japans Theaterlandschaft.
Während Shimpa in seiner Anfangsphase des Shimpa unter der Leitung von Sudô und Lamakami noch sehr sozial-politisch waren, verloren die Stücke mit der Zeit deutlich ihren politischen Charakter. Bereits in der Blütezeit wurde das Repertoire aus Zeitungsromanen, Kriminalstücken, halbfiktionalen Detektivgeschichten und rührenden Familientragödien geschöpft. Die literarischen Romane wurden überwiegend dramatisiert.
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