Vom Feudalsystem in eine kapitalistische Gesellschaft

Vom Feudalsystem in eine kapitalistische Gesellschaft

Als die kapitalistische Gesellschaft, wie wir sie heute kennen, existiert Japan seit den Anfängen der Meiji-Zeit. Das bisher bestehende Feudalsystem wurde abgelöst durch eine freie Marktwirtschaft, in der das erste Mal seit einer Landesschließung mit dem Ausland Handel getrieben wurde.

Diese Öffnung war zuvor von dem amerikanischen Commodore Perry und seiner übermächtigen Schwarzen Flotte von Kriegsschiffen erzwungen worden. Die japanische Regierung versuchte seine durch amerikanische Restriktionen schlechteren Chance an dem nun internationalen Markt dadurch zu verbessern, dass sie zahllose Gruppen aussandte, um sich im Ausland Kenntnisse über dessen Technologien, Gesellschaftssysteme, Wissenschaften, Sprachen und kulturelle Errungenschaften anzueignen. Das erlangte Know How war der Grundstein für den Aufbau eines „neuen Japans“ mit westlicher Ausprägung. Man schuf eine moderne Industrie, restaurierte das Bildungssystem nach zunächst französischem, dann preussischem Vorbild, bildete die Regierung um und baute eine moderne Industrie auf. Letztere wurde schon bald an private Managementgruppen verkauft, sogenannte zaibatsu, die heute noch als Muttergesellschaft über einer ganzen Reihe anderer Unternehmen stehen. Zu den berühmten, noch heute bekannten zaibatsu gehören Mitsubishi, Mitsui, Sumitomo, Kawasaki und Matsushita (bekannteste Marke: Panasonic).

Beginnend mit der Baumwoll-Spinnerei und anderen Leichtindustrien entwickelten sich in Japan Schritt für Schritt die anderen Industrieformen. Zwischen 1914 und 1918 vervierfachte sich die industrielle Produktion und bereits 1930 hatte Japan einen hohen Platz in der Weltwirtschaft erreicht.

Nach dem zweiten Weltkrieg bestanden die allierten Besatzer auf einer Neuverteilung der Ländereien und einer Zerschlagung der zaibatsu. Da das Landverteilung zuvor noch weitestgehend den Regeln des feudalistischen Systems folgte, bekamen nun die Bauern erstmals ihre eigene Parzelle zur Bestellung. Die Wirtschaft war allerdings durch die (offizielle) Auflösung der zaibatsu geschwächt. Durch neue Methoden der Mechanisierung in der Landwirtschaft stiegen sehr bald die Erträge in der Agrarwirtschaft. Reis wurde auch ein wichtiges Exportprodukt für den Handel. Die Reisproduktion hatte zu dieser Zeit einen Überfluß an 5 Millionen Tonnen).

Mit neuem Selbstvertrauen und der neuerlichen Erstarkung der zaibatsu erlebte die japanische Wirtschaft in den 60er Jahren ein deutliches Anwachsen. Auch wenn in Japan spätestens seit dieser Zeit ein Mangel an für die industrielle Produktion wichtigen Rohstoffen wie Öl und Metallen besteht, stieg in den 60er Jahren das nationale Einkommen um jährliche 10 Prozent und der Wohlstand und Lebensstandard der Bevölkerung erreichte den Stand westlicher Staaten. Hauptsächlich erreicht wurde dies durch eine Reinvestition von 30% des Nationalen Einkommens in den Staat, dessen Industrie und deren Innovation und Ausbau.

Die Gründe für Japans wirtschaftliches Wachstum sind vielfältig. Sie mögen zum einen in Japans Gespür für Innovationen, seiner Flexibilität und seiner Fähigkeit der Adaption fremder Errungenschaften liegen, zum anderen an dem Verhältnis der japanischen Arbeiter und Angestellten zu ihrem Betrieb, welcher von einer aufopfernden Loyalität gekennzeichnet ist. Neben diesen Faktoren gibt es sicherlich noch einige andere, die den wirtschaftlichen Erfolg Japans begründen.

Inzwischen herrscht allerdings Abenddämmerung im Land der aufgehenden Sonne: Schon seit 1997 wird Japans Wirtschaft von einer schweren Rezession geplagt, die mit einer notwendigen Veränderung des japanischen Wirtschaftssystems einhergeht und alte Systeme – wie die betriebliche Versorgung der Angestellten auf Lebenszeit – weitgehend verschwinden ließ.

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