Im Jahr 708 beschloss tennô Genmei, Tochter von tennô Tenji, die Hauptstadt von Fujiwara-Kyô in das Gebiet des heutigen Nara zu verlegen. Die neue Residenz, die nach dem Vorbild der Tang-Metropole Chang gebaute Residenz Heijô-kyô wurde 710 bezogen. Aus diesem Grund wird die Zeit zwischen 710 und 794 die Nara-Zeit genannt.
Kaiserin Genmei sorgt durch einen Beschluss dafür, dass das älteste, bis heute erhaltene Stück japanischer Schriftkultur entsteht: Zusammengestellt von verschiedenen Autoren erhält das Kompendium „Kojiki“ (712) Inhalte wie die Mythologie der Götter und Weltentstehung, Erdenfahrt des Enkels der Sonnengöttin Amaterasu (der dann auf Erden unter dem Namen Jimmu Japans erster tennô wird) und weitere sagenhafte Geschichten, die eine Abkunft der tennô-Familie von den Göttern nachzuzeichnen suchten.
Nur wenige Jahre später erschien mit dem „Nihongi“ (720) das erste von sechs offiziellen Reichsgeschichtsbüchern (Rikkokushi, berichten annalenhaft bis 887)) mit exakter, zum Teil konstruierter Chronologie von den sagenhaften, mythischen Ereignissen des Kojiki bis hin zur Kaiserin Jitoo.
Gesellschaftlich betrachtet war die Nara-Zeit durch steigenden Wohlstand der höfischen Gesellschaft geprägt. Diese waren einerseits auf verbesserte Anbaumethoden der von dieser Klasse besessenen landwirtschaftlichen Nutzflächen und die Erschließung neuer Agrarflächen für den Reisanbau bedingt. Zudem entfiel in dieser Periode die ständige Verlegung der Hauptstadt, was zu deutlichen finanziellen Einsparungen führte. Das Straßennetz wurde in dieser Zeit weiter ausgebaut und durch zahlreiche Poststationen angereichert. Der Handel mit den benachbarten Ländern China und Korea erlebte eine frühe Blüte.
Im Jahr 720 stirbt Fujiwara no Fuhito. 17 Jahre später folgen ihm seine vier Söhne in Folge einer Pockenerkrankung nach. Dies hinterläßt ein Vakuum der Macht und sorgt für einen spürbaren Rückschlag für den Einfluss des Fujiwara-Clans. Shômu, Enkel von Fujiwara no Fuhito, wird 724 tennô und fördert die Verbreitung des Buddhismus. Dies führt dazu, dass er 741 ein Gesetz erlässt, in jeder Provinz einen buddhistischen Tempel zu errichten. Auch der Todaiji-Tempel, mit seinem großen Buddha wird in dieser Zeit errichtet. Nach Shômus Tod im Jahr 749 übernimmt seine Tochter Kôken (718-770) als tennô die Regierungsgeschäfte. Als sich Kôken 757 Gedanken um ihre Nachfolge macht, überredet sie ihr Vertrauter Fujiwara no Nakamaro, Junnin anstelle des designierten Nachfolgers zu ernennen. Dieser revanciert sich im Jahr 758 in dem er Nakamaro mit den höchsten Staatsämtern vertraut. Währenddessen laboriert die abgedankte Kaiserin in einem Kloster an einer Krankheit. Mönch Dôkyô pflegt sie gesund und gewinnt dadurch ihr Vertrauen. 761 sieht er die Chance und Gelegenheit gekommen, selbst Einfluss auf die politischen Geschäfte zu nehmen. Die gegen Nakamaro gerichtete Intrige mündet 764 in einer bewaffneten Auseinandersetzung zwischen Anhängern des alten und neuen tennô und schließlich in Nakamaros Tod.
Junnin wird seiner Ämter enthoben und ins Exil geschickt. Dôkyô erzielte durch sein Einwirken seine Ernennung als Großkanzler unter einer zweiten Regierungsperiode Kôkens, die von 764-770 als Shôtoku tennô ihren Ämtern nachging.
Dôkyô war mit dem Erreichten noch nicht zu frieden: 769 versuchte er verstärkt, die amtierende Kaiserin von einen Thronverzicht zu seinen Gunsten zu überreden. Die Bemühungen waren nicht von Erfolg gekrönt und als durch den Tod des tennô im Jahr 770 der Schutz seiner Beführworterin erlosch, dauerte es nicht lange, bis die leitenden Staatsmänner aus dem Fujiwara-Clan den mächtig gewordenen Mönch stürzten.
Der Einfluss der Klöster in Nara auf die Regierungsge war über die Jahre immens geworden, so gewaltig, dass Überlegungen zur Verlegung der Hauptstadt nach Nagaoka reiften, um aus dem Einflußbereich der Klöster zu gelangen. Der Plan wurde zum Ende des Jahres 784 Realität. Ein weiterer Umzug des Registierungssitzes im Frühjahr 793 leutete eine neue Periode ein: Nach der neuen Hauptstadt Heian-Kyô (heute Kyôto), die in der Nähe des Dorfes Uda errichtet wurde, wird die folgende Zeit Heian-Zeit genannt.
Epochen der japanischen Geschichte
5000 v.Chr. bis 300 v.Chr.: Jomon-Zeit (縄文時代)
bis 300 n.Chr.: Yayoi-Zeit (弥生時代)
300 n.Chr. bis 710 n.Chr: Kofun-Zeit (古墳時代)
550-710: Asuka-Zeit (飛鳥時代)
710-794: Nara-Zeit (奈良時代)
794-1185: Heian-Zeit (平安時代)
1185-1333: Kamakura-Zeit (鎌倉時代)
1333-1467: Muromachi-Zeit (室町時代)
1467-1603: Azuchi-Momoyama-Zeit (安土桃山時代)
1603-1868: Edo-Zeit (江戸時代)
1868-1912: Meiji-Zeit (明治時代)
1912-1926: Taishô-Zeit (大正時代)
1926-1989: Shôwa-Zeit (昭和時代)
1989-heute: Heisei-Zeit (平成時代)