Mongolen­invasionen

Angriffe der Mongolen auf Japan

Mongolen­invasionen

Im Laufe des 12. Jahrhunderts, und dann besonders im 1. Drittel des 13. Jahrhunderts unter Tschingis Khan, war das Nomadenvolk der Mongolen sehr mächtig geworden. Es 1227 das Xia-Reich im Nordwesten Chinas zerstört und 7 Jahre darauf das von den Dschurdschen gehaltene Nordchina erobert. Nur im Süden des Landes herrschte noch immer die chinesische Song-Dynastie. 1259 starb der Großkhan Möngke, sein Nachfolger wurde Kublai Khan (1215-94), Enkel des Tschingis Khan, der 1260 zum Großkhan gewählt wurde. In seine Regierungszeit fallen die beiden fehlgeschlagenen Invasionsversuche auf Japan.

1259 musste das Reich Koryo (auf dem Gebiet des heutigen Nordkorea) die mongolische Oberherrschaft anerkennen. Dies war für Japan sehr bedrohlich, da es sich nun in unmittelbarer Nachbarschaft des expandierenden mongolischen Imperiums befand.Für die Mongolen bzw. Kublai Khan war eine eventuelle Eroberung Japans jedoch nur eine Frage des Ansehens, keine politische oder ökonomische Notwendigkeit; begehrenswert vielleicht durch seine Nähe zum Festland und seine Beziehungen zum Reich der südlichen Song-Dynastie, welche sich durch einen für beide Seiten lukrativen Handel ausdrückten.

Der Beginn der Krise und die 1. Invasion

Bereits 1266 schickte der Großkhan Boten über Koryo nach Japan. Diese sollten jedoch, ohne ihren Auftrag ausgeführt zu haben, umkehren, da schlechtes Wetter eine Überfahrt nach Japan verhinderte. Im nächsten Jahr wurde eine zweite Gruppe entsandt, die Japan im 1. Monat des Jahres 1268 erreichte. Die mongolischen Gesandten landeten auf Kyûshû, genauer gesagt, in der Nähe Dazaifus, dem Sitz des chinzei bugyô der Insel. Der chinzei bugyô sandte den an den „König von Japan“ adressierten Brief an das bakufu in Kamakura, wo er genauestens begutachtet wurde. Darin wurde in diplomatisch verkausulierter Form eine Kontaktaufnahme mit dem Ziel der Unterwerfung gefordert. Danach erst legte man ihn dem Hof in Kyôto vor, der das Schreiben, in Einklang mit dem bakufu, ignorierte. Der Kaiserhof besaß zu dieser Zeit schon keine wirkliche politische Macht mehr, jedoch mußte der Kaiser pro Forma konsultiert werden.
Die Aufgabe des bakufu war es nun, die Verteidigung Japans zu organisieren, da mit einem mongolischen Angriff gerechnet werden mußte.

Am 18.April 1268 trat Hôjô Masamura von seinem Amt als 5. Shikken zurück und sein Nachfolger wurde der 17jährige Hôjô Tokimune. Eine Persönlichkeit, die als „fähig, die Kriegerklasse zu führen und repräsentieren“, beschrieben wird.
Wahrscheinlich traf das bakufu zu dieser Zeit bereits seine ersten Verteidigungsvorbereitungen. Es wird davon ausgegangen, daß alle shugo Westjapans von einer möglichen Invasion durch die Mongolen informiert wurden. Unterdessen bereiteten sich auch die Mongolen auf die Invasion vor. Im 5. Monat des Jahres 1268 gab Kublai Koryo den Befehl, 1000 Schiffe zu bauen und 10.000 Männer bereitzustellen, da eine Rebellion der Song oder der Japaner möglich sei. Im Falle einer Invasion Japans waren die Mongolen ganz auf Koryo angewiesen, da sie selber keinerlei Erfahrung im Bereich der Schiffahrt oder des Schiffbaues besaßen.

Kublai Khan schickte auch weiterhin Gesandtschaften nach Japan. So erreichte im Laufe des Jahres 1272 ein mongolischer Botschafter Dazaifu und drängte auf eine Audienz bei dem japanischen Souverän. Als ihm diese verwehrt wurde, verlangte er, dass eine Kopie seiner Botschaft dem Hof geschickt werden solle. Eine Antwort auf diese Briefe sollte spätestens 2 Monate später erfolgen, was einem Ultimatum gleichkam. Die Schriftstücke erreichten auf dem üblichen Weg, das bedeutet über das bakufu, den Hof.

Hier zeigte man sich, wie bereits einige Male zuvor, bereit, dem Gesandten eine Antwort zukommen zu lassen. Das bakufu intervenierte jedoch und befahl, den Botschafter auszuweisen. Dies wiederum kam einer Kriegserklärung gleich.
Im 9.Monat 1271 wurden alle gokenin, die Ländereien auf Kyûshû besaßen, aufgefordert, sich dorthin zu begeben und sich für den Verteidigungsfall bereit zu halten. Bis zu diesem Zeitpunkt waren von dieser Maßnahme nur auf Kyûshû ansässige Vasallen betroffen. Die Mongolen gaben Japan noch 7 weitere Gelegenheiten, sich eines besseren zu besinnen, aber Kamakura blieb bei seiner „hard-line“-Politik, und die Mongolen erkannten, dass sie ihre Ziele nur auf militärischem Wege erreichen konnten.

Kublai stellte eine aus 15.000 mongolischen Soldaten, 8.000 koreanischen Soldaten und 6.700 Seeleuten bestehende Streitmacht auf, welche im 10. Monat 1274 auf den eigens für die Invasion gebauten Schiffen in See stach. Dies stellte allerdings eine Abweichung vom ursprünglichen Plan dar, der die Abfahrt für den 7. Monat vorgesehen hatte. Somit fiel die Invasion in eine Zeit, in der häufig Stürme auftreten.
Nach der Einnahme der Inseln Tsushima und Iki erreichte die Flotte gegen Ende des 10. Monats die zu Kyûshû gehörende Bucht von Hakata. In ihrer Nähe befand sich auch das Verwaltungszentrum Kyûshûs, Dazaifu. Das mongolische Heer landete bei Imazu und griff, einen Tag später, die Stadt Hakata an. Das japanische Verteidigungsheer unter SHÔNI Kagesuke trat ihnen entgegen.

In die Periode der Monqoleninvasionen der Kamakura-Zeit fällt auch die Entwicklung des heute als typisch japanisch betrachteten katana, die auch in den späteren Kämpfen stark zum Erfolg der Japaner beitrugen.
Da die letzten größeren kriegerischen Auseinandersetzungen in Japan über 50 Jahre zurücklagen (die letzten Schlachten waren 1221 zur Niederschlagung der Revolte Kaiser Go-Tobas geschlagen worden), verfügten die japanischen Verteidiger über keine Heerführer und Offiziere mit Kriegserfahrung. Und obwohl die japanischen Verteidiger tapfer kämpften, erlitten sie schwere Verluste und mussten sich hinter eine alte Befestigungsanlage in Mizuki zurückziehen. Doch auch die Mongolen zogen sich zurück, wahrscheinlich durch logistische Probleme, die Furcht vor einem nächtlichen Angriff der Japaner und den Warnungen der koreanischen Seeleute vor einem aufziehenden Sturm dazu bewogen.

Zu welchem Zeitpunkt nun der von den Japanern kamikaze (göttlicher Wind) genannte Sturm aufkam, der die Invasionsflotte zerschlug, ist nicht eindeutig festzulegen. Nach neueren Untersuchungen wird es für möglich gehalten, dass die Flotte auf ihrem Rückweg nach Koryo in den Sturm geriet.

Von dem mongolisch-koreanischen Expeditionsheer kehrte auf jeden Fall mehr als ein Drittel der Männer nicht zurück. Die Japaner betrachteten indes den Sturm als göttlichen Ursprungs und fühlten sich von ihren Göttern errettet.
Ein Problem des bakufu im Anschluß an die 1. Mongoleninvasion, die auch Bun’ei no eki genannt wird (So benannt nach der Bezeichnung der Bun’ei Ära, in die sie fiel), bestand darin, den vielen Forderungen der Teilnehmer an den Kämpfen nach Belohnungen nachzukommen. Normalerweise konnten die Sieger in einem Krieg den Besitz der Besiegten (insbesondere Ländereien etc.) unter ihren Gefolgsleuten verteilen. Aber im Falle der Abwehrkämpfe gegen die Mongolen war dies natürlich schwerlich möglich, da kein gegnerisches Territorium eingenommen worden war. Die Gefolgsleute stellten trotzdem ihre Forderungen an das bakufu und 1275 wurden 120 Krieger, die sich in den Kämpfen besonders hervorgetan hatten, belohnt. Viele andere gingen jedoch leer aus.

Kamakura erwartete unterdessen und, wie sich herausstellen sollte, zurecht, einen zweiten Invasionsversuch. Allerdings war durch die schwere Niederlage der Mongolen 1274 erst einmal Zeit gewonnen. Es würden einige Jahre vergehen, bevor sich Koryo von dem Verlust eines größeren Teils der männlichen Bevölkerung erholt hatte und dem Khan wieder eine größere Anzahl Truppen würde zur Verfügung stellen können. Ferner war Kublai Khan in den Jahren zwischen 1272 und 1279 mit der Unterwerfung Süd-Chinas beschäftigt. Diese Zeit nutzte das bakufu unter der umsichtigen Leitung Tokimunes, sich auf eine erneute Konfrontation vorzubereiten. Die shugo verschiedener strategisch wichtiger Provinzen (besonders in West-Japan) wurden durch Mitglieder der Familie HÔJÔ oder ihr nahe stehende Personen ausgetauscht.

Kamakura ließ um die Bucht von Hakata herum einen Steinwall errichten, der den Verteidigern Schutz bot und den Angreifern die Bildung von Kampfformationen erschwerte. Der Bau einer größeren Zahl kleiner Schiffe wurde in Auftrag gegeben, die, mit Kriegern besetzt, die Landungsboote schon vor der Küste Kyûshûs angreifen sollten. Diese Angriffe auf die Schiffe der Mongolen sollten sich später als sehr effektiv erweisen. Schließlich wurden die Vasallen des bakufu auf Kyûshû in Einheiten von 2 bis 3 Provinzen zusammengefaßt, die 3 Monate im Jahr einen Wachdienst ableisten mußten, was eine große Belastung für sie darstellte. Die großen Shintô-Schreine und buddhistischen Tempel Japans wurden angehalten, unablässig zu den Göttern für die Errettung Japans zu beten. Insgesamt gesehen strapazierten diese Vorkehrungen die finanziellen, materiellen und personellen Möglichkeiten Japans aufs Äußerste.

Die 2. Invasion

Auch wenn Kublai Khan für den Augenblick seine Aufmerksamkeit auf Südchina gerichtet hatte, war Japan nicht vergessen. Im 4. Monat des Jahres 1275 erreichten Boten des Großkhans Muronotsu in der Provinz Nagato. Während des 8. Monats wurde die Gesandtschaft nach Kamakura gerufen und im folgenden Monat hingerichtet, was die entschlossene Haltung der Militärregierung Japans nur noch einmal unterstrich. Nachdem Kublai 1279 das Song-Reich in Südchina endgültig erobert hatte, begann er mit den Vorbereitungen für eine 2. Invasion Japans. Durch die Einnahme Südchinas befand sich der Großkhan im Besitz der riesigen Song-Flotte, die er zusammen mit koreanischen Schiffen bei der Eroberung Japans einsetzen wollte. Sein Plan sah vor, dass seine Streitmacht in 2 Abteilungen, der koreanischen und der südchinesischen, nach Iki segeln, sich dort vereinigen sollte, um dann gemeinsam Japan anzugreifen. Der Angriffsbefehl erfolgte im 1. Monat des Jahres 1281.

Infobox

Unterschiedliche Kampfweisen der Mongolen und der Japaner

Eine „traditionelle“ japanische Schlacht bis zu den Mongoleninvasionen stellte sich so dar, dass sich die beiden feindlichen Heere gegenüberstanden, die Krieger hervortraten, sich vorstellten und einen gegnerischen Krieger herausforderten. Eine Schlacht bestand also aus einer Vielzahl von Zweikämpfen, bei denen als Hauptwaffe der Bogen verwendet wurde. Die Truppen vom Festland hingegen kämpften in großen Formationen und verwendeten verschiedene, den Japanern unbekannte Waffen (zum Beispiel vergiftete Pfeile). So wird berichtet, dass Japanische Krieger, als die Mongolen und Japaner auf Tsushima aufeinandertrafen, hervortraten und ihren Namen und Rang bekanntgaben, um einen „Zweikampfpartner“ hervorzulocken. Sie wurden jedoch einer nach dem anderen von einer großen Schar Mongolen umringt und erschlagen.

Das bakufu hatte den ungefähren Zeitpunkt des Angriffs bereits in Erfahrung gebracht und seine Vasallen auf Kyûshû in Alarmbereitschaft versetzt. Sie versammelten sich am Steinwall an der Bucht von Hakata, wo sie den Gegner erwarteten. In der Zwischenzeit war es auf mongolischer Seite zu Koordinationsschwierigkeiten gekommen. Zwar war die koreanische Abteilung zu Beginn des 5. Monats 1281 ausgelaufen, aber der Tod des kommandierenden Generals der südchinesischen Abteilung verhinderte deren Auslaufen bis zur Mitte des nächsten Monats. Laut Plan sollten sich die beiden Flotten am 15. Tag des 6. Monats treffen. Die koreanische Abteilung wartete jedoch nicht, sondern griff zu Beginn des 6. Monats die Bucht von Hakata an. Es gelang den mongolisch-koreanischen-Soldaten nicht, zu landen, woraufhin sie die Insel Shiga besetzten. Gegen Mitte des Monats wurden sie allerdings wieder von dort vertrieben und setzten sich nach Iki ab. Mitte des 7. Monats vereinigten sich die beiden Abteilungen in der Nähe von Hirado und griffen zusammen die Hakata-Bucht an. In der Nacht des 30., kurz vor dem geplanten Beginn der letzten Offensive des Yüan-Heeres, wütete ein vernichtender Sturm; die Schiffe, die ihm entgehen konnten, zogen sich nach Korea zurück. Die mongolische Armee verlor schätzungsweise 70% bis 90% ihrer Männer.

Wie 7 Jahre zuvor wurde der Sieg über die Übermacht der Mongolen dem Eingreifen der Götter (abermals in Form eines Sturmes) zugeschrieben. Nach den abgewehrten Invasionen wurde besonders den Gebeten des Mönches Eizon nachgesagt, die Unterstützung der Götter herbeigeführt zu haben.

1283 richtete Kublai Khan ein für die „Ausbreitung nach Osten“ zuständiges Amt ein und schickte gleichzeitig einen Botschafter nach Japan, der in einen Sturm geriet und nach China zurückkehren mußte. 1284 sandte er abermals einen Botschafter, der aber auf Tsushima getötet wurde. Nach 1284 musste der Großkhan seine Aufmerksamkeit verstärkt auf Unruhen im Inneren seines Reiches richten, und mit seinem Tod 1294 wurden die Invasionspläne endgültig aufgegeben. Japan ließ seine Verteidigungsmaßnahmen noch bestehen und hob erst im Jahre 1312 den Alarmzustand in Westjapan auf.

Literatur zum Thema

YAMADA, Nakaba: Ghenkô-The Mongol Invasion of Japan, Hardpress Publishing, 2013

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