Was ließ Tausende Japans Spielzeugläden stürmen? Was trieb Menschen dazu, vor einem solchen Laden die ganze Nacht auf eine neue Lieferung dieses kaum Hühnerei großen Spielzeugs zu warten? Was wurde auf dem Schwarzmarkt, obwohl es eigentlich nur 2000 Yen, also umgerechnet knapp 30 DM kostet, für bis zu 500 DM gehandelt? Welches japanische Spielzeug wurde in den USA wegen seiner „seelischen Härte“ nur in zensierter Fassung auf den Markt gebracht?
Tamagotchi war in Japan im Jahr 1996 der Verkaufsschlager schlechthin. Der Erfolg dieses an sich simplen Taschencomputerspiels, indem es darum geht ein „virtuelles“ Küken von seinem Schlüpfen an durch Drücken von einem der sechs angebrachten Knöpfe zu pflegen oder durch Spielen zu beschäftigen, kam selbst für seinen Hersteller Bandai überraschend: Sie kamen wegen der erhöhten Nachfrage mit der Produktion ihres eigentlich als Schlüsselanhänger gedachten Spielzeugs nicht mehr nach. Das Spiel wurde zu einem begehrten Kultobjekt. Wer es besaß, gehörte vor allen Dingen in den Schülerkreisen dazu. Man sprach auf dem Pausenhof, am Telefon oder in Newsgroups über den Zustand seines Kükens und desseb neueste Leistungen.
Wie hält man Tamagotchis? Mit fürsorglicher Pflege und Ernährung, die Tamagotchi wachsen schnell zu süßen, virtuellen Haustieren heran mit einer großen Vielfalt an Formen und Persönlichkeiten. Aber Vorsicht: Vernachlässigt man Tamagotchi, stirbt es und lässt sich, in der japanischen Version zumindest, wie im richtigen Leben nicht mehr zum Leben erwecken.
Auch in Deutschland gab es ähnliche Szenen wie in Japan: Zur Markteinführung waren weit und breit keine dieser Eier erhältlich und Tamagotchi war in den Medien sehr präsent. Doch ebenso schnell wie das Tamagotchi gekommen war, ist es auch wieder aus den Händen der Kinder und Erwachsenen verschwunden. Das Tamagotchi verbringt seinen Lebensabend jetzt in Schubladen und auf virtuellen Tamagotchi-Friedhöfen.
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