Glückliches Leben und Sterben im Farbrausch

Die Designagentur Furi Furi aus Tôkyô

Glückliches Leben und Sterben im Farbrausch

„Wie kann man Menschen mit Kreativität Spaß bereiten?“ – eine Frage, die TEI Ryôsuke tagtäglich durch den Kopf geht. TEI ist Chef des japanischen Grafikbüros Furi Furi, das er 1998 im Alter von 30 Jahren gründete. Die Frage ist nicht nur zu seinem persönlichen Motto geworden, sondern stellt als Aussage die Marschrichtung seines Unternehmens dar.

Mal ehrlich: Zaubern die bis zum Umfallen niedlichen Charaktere aus japanischen Manga und Anime nicht ein befriedigtes Lächeln auf unser aller Mundwinkel? Sind nicht gerade übergroße, treu dreinblickende Augen von knuffigen Figuren eingebettet in überschäumend farbige Szenarien ein Eintrittsticket in eine Welt ohne Depressionen und Trübsal? Zu diesem Schluss müssen auch die Designer von Furi Furi gekommen sein, die seit nunmehr vier Jahren versuchen, auf gestalterischem Wege ihren Mitmenschen düstere Gedanken aus den Köpfen zu vertreiben. Diesen Arbeiten von zumeist überschäumender Fröhlich- und Niedlichkeit (auch wenn ein paar Wesen mal etwas böse dreinblicken, bleiben sie dennoch kawaii genug) und 3D-Bildern in surrealen Szenarien und schrillen Sonderfarben widmet sich das erste Furi Furi Buch „What a happy life & death!“, das im August 2002 beim Die Gestalten Verlag erschien.

Nur wenige Seiten des aufwendig gedruckten Buchs müssen ohne die kindliche Naivität der fröhlich hochgezogenen Mundwinkel der verschiedenen Manga- Männchen auskommen. So etwa einige wenige im Mittelteil, bei denen die Charaktere einem fotografisch-illustrativem Stil gewichen sind – ein eindrucksvoller Gegensatz, den Furi Furi- Editorialdesigner YAMADA Tarô zum visuellen Stil dieses Buches erhob („characters vs. graphic designs“).
TEI Ryôsuke gründete nach Jahren des Schaffens als bildender Künstler zusammen mit der Illustratorin SADOGAWA Miho das Unternehmen Furi Furi. Wenig später folgte der Web- und Bewegtbilddesigner IWASAKI Osamu der der ersten farbenfrohen Website des jungen Designstudios auf die Sprünge half.

Als sich das Team um HIRAI Kazô, YAMADA Tarô, Handsome und KUMAGAI Shigehiko erweiterte, entschieden sich die Unternehmensmitglieder dafür, ihre Firma in vier Abteilungen aufzuteilen, um Kunden eine bessere Orientierung in ihrem weiten Dienstleistungsspektrum zu bieten. Dabei sollte sich „Furi Furi“ maßgeblich auf Design sowie Entwicklung und Produktion von putzigen, coolen und poppigen Charakteren spezialisieren. Zuständig für Web- und Bewegtbilddesign sollte unter der Leitung von IWASAKI und KUMAGAI die Sektion „Dv4“ sein, während sich das Team „Erotic Dragon“ auf trendsetzende Illustrationen konzentrieren soll. Das vierte Team, benannt nach YAMADA Tarô, dessen Leitung es auch untersteht, beschäftigt sich mit Editorial- und Grafikdesign. Die Teams der einzelnen Sektionen stehen im ständigen Austausch und können so ihre Stärken optimieren. TEI träumt heute davon, dass die einzelnen Abteilungen eines Tages eigenständig agieren. Ein Traum, der durch den beständigen Wachstum von „Furi Furi“ in greifbare Nähe rückt.

Die Gralshüter der Niedlich-Kultur begleiteten die Veröffentlichung ihres ersten Buches mit einer Ausstellungsreihe an verschiedenen Orten in Japan. Neben großformatigen Ausdrucken aus 4-Jahren Furi Furi bekamen die Zuschauer auch limitierte T-Shirts mit verschiedenen Charakteren, teilweise mannshohe Figuren aus dem Furi Furi- Universum und die nicht im Buch enthaltene neue Serie von Spielzeugen „Electronic Virus“.

Auch wenn Furi Furi in Japan eine feste Größe ist und bereits für einige Kunden aus Übersee tätig wurde, ist TEI Ryôsuke noch nicht ganz sorgenfrei. Wie er kürzlich in einem Interview mit dem angesehenen japanischen Design- E-Zine „shift“ zu Protokoll gab, wird er nach wie vor von dem Motor angetrieben, die Menschen durch die dichte Atmosphäre der kunterbunten Furi Furi- Welt glücklich zu machen und Lob von Dritten zu erhalten. Doch kann er recht zuversichtlich sein, dass dieser Motor so bald nicht ins Stocken gerät: Farbenprächtige Glücklichkeit können wir alle gut gebrauchen.

Furi Furi: What a happy Life & Death!

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