Shin Gojira

Quälend lange Lehrstunden in japanischer Bürokratie

Shin Gojira

Wer Freude an bürokratischen Abläufen hat, wird diesen Film lieben. Wer in erster Linie handgreifliche Riesenmonster-Action erwartet, wird nach dem Abspann des genau 2 Stunden langen Streifens das Gefühl spüren, nicht so richtig bedient worden zu sein.

Doch alles auf Anfang: Wie es sich seit dem Ur-Godzilla aus dem Jahr 1954 gehört, entsteigt eine aus radioaktiven Abfällen genährte Riesenechse der Bucht von Tôkyô, um seiner Unmut freien Lauf zu lassen. Färbt dieses Wesen zu Anfang noch das Meer blutrot und schiebt sich mangels entsprechend ausgebildeter Gliedmaßen ungelenk durch Straßenzüge der Peripherie, verpuppt es sich recht schnell zum bekannten Monster. Im zweitürmigen Rathaus-Wolkenkratzer in Shinjuku treffen indes der Premier und einige der wichtigsten Minister zusammen, um zu beraten, was der Eindringling will und wie man ihn ganz schnell wieder los wird.

Ab diesem Zeitpunkt wird viel beraten. Sehr viel. Auch wenn man der Bevölkerung durch schnell übergeworfene, graue Overalls zeigen möchte, dass alle mit anpacken: Dieses an die Tage nach Fukushima erinnernde Bild der Regierung und seiner Vertreter unterstreicht hier indes die Rat- und Tatlosigkeit. Die Diskussionsrunden werden erweitert. Es wird wieder beraten. Spezialisten aller möglichen Fachrichtungen werden hinzugezogen. Man berät sich wieder. In der nächsten Szene werden die dünnen Ergebnisse mit anderen geteilt. Darüber wird beraten.

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Trailer zu Shin Gojira aka Gojira Resurgence (TOHO Co. LTD./YouTube)

Zwischendurch stellen Vertreter der Selbstverteidigungstruppen fest, dass gegen das Wesen aus dem Meer konventionelle Waffen nur erreichen, dass Godzilla um so stärker zu werden scheint. Die USA werden wiederwillig in die Beratungen mit einbezogen. Versuche mit Raketen scheitern, der Widersachen verschießt Strahlen und zerstört in teilweise gut, teilweise sehr preisgünstig aussehenden Effekten einige Teile der Stadt. Darüber wird erst einmal beraten. Die US-Amerikaner befürchten, dass der scheinbar Unbezwingbare auch zur Gefahr für die Vereinigten Staaten werden könnte und denken laut über einen atomaren Präventivschlag nach. Das findet man in Tôkyô weniger gut. Es wird beraten.

Schließlich kommt es doch noch nach endlosen Debatten zu etwas Tatendrang und unter Instrumentalisierung von zu Bomben umfunktionierten Zügen wird das Schuppenvieh gebremst. Um Raum zu machen für eine weitere Szene, die Erinnerungen an die Zementierung von Fukushima wachrufen. Im Anschluss wird noch einmal beraten. Aber nur noch kurz. Bis der Abspann anläuft und Hunderte von Namen derer zeigt, die sich in diesem Film gegenseitig beraten haben.

Fazit

3.1
Endlose Gespräche, viel Ratlosigkeit, sehr wenig Action. HIGUCHI Shinji und ANNO Hideaki ( Neon Genesis Evangelion) nutzen einen Monsterfilm, um die Mechanismen der japanischen Bürokratie zu beleuchten. Auch wenn hierbei indirekt die Ereignisse von Fukushima und das zögernde Vorgehen der Regierung aufgearbeitet werden, kommt der Film nicht aus dem Quark. Godzilla spielt in diesem Film irritierenderweise eine Nebenrolle.
Story 2.5
Unterhaltungswert 1.0
Darsteller 4.5
Special Effects 3.5
Musik 4.0
Pro
- teilweise solide Special Effects - Einblick in Entscheidungsfindung im Regierungsumfeld wirkt authentisch
Contra
- ISHIHARA Satomi ist als Halbamerikanerin nicht nur wegen fehlender Englischskills eine extreme Fehlbesetzung - manche Einstellungen werden mehrfach gebracht - Film ist nicht nur lang, sondern fühlt sich auch so an
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