Seinen langjährigen Job bei der Polizei hängte er an den Nagel, nachdem HORIBE, einer seiner Kollegen, von einem Yakuza zum Rollstuhlfahrer geschossen wurde. Als wäre dies noch nicht genug, musste ein anderer Kollege auch noch eine finale Begegnung mit der Waffe eben jenen Gangsters erleiden. Hinzu kommt, dass Nishis Leben derzeit in nicht gerade erfreulichen Bahnen verläuft: Kurz zuvor ist seine Tochter gestorben und seine Frau wird aus dem Krankenhaus entlassen, weil die Ärzte sie für einen hoffnungslosen Fall halten, dem es vergönnt sein soll, in der Ruhe des eigenen Zuhauses den nahenden Krebstot abzuwarten.
Was Nishi bleibt, ist der Schmerz um seine Frau, die verstorbene Tochter, den verlorenen und den verletzten Freund, die damit verbundenen Schuldgefühle und das Bedürfnis, alles wieder gut machen zu wollen. Als wäre dies nicht genug, drängen Yakuza auf die Zahlung von Zinsen für einen Kredit, den er aufnahm, um die teuren Medikamente seiner Frau zu bezahlen.
Dem erfahrenen Filmzuschauer ist klar: Diese Spannung kann der Mann nicht aushalten. Wie schon für Michael Douglas‘ Figur in Joel Schumachers Falling Down , zählen auch für Nishi plötzlich keine moralisch-ethischen Hemmnisse mehr: Er verprügelt und verstümmelt die Schuldeneintreiber, lackiert ein gestohlenes Taxi in einen Streifenwagen um und überfällt in dazu passender Uniform eine Bank.
Dieses Geld soll dem schweigsamen Nishi keinen Ruhestand im Luxus bescheren, sondern etwas Last von seinen Schultern nehmen: Er zahlt mit einem Mal den Yakuza-Kredithai aus, schickt der Witwe von TANAKA Geld und hilft HORIBE mit Farbe und Papier zum Malen bei der Erfüllung von dessen Herzenswunsch. Er selbst benutzt das restliche Geld, um mit seiner Frau Miyuki zu Reisen und ihr so ihre letzten Tage zu erleichtern: Zum Fuji, in den Schnee und ans Meer – eine Sache, die sie sich ihr ganzes Leben wünschte, aber wegen seines Berufes nicht in die Realität umsetzen konnte.
KITANO Takeshi, wie zuvor in Sonatine und Violent Cop nicht nur Hauptdarsteller, sondern auch Autor, Regisseur, Cutter und Produzent in Personalunion, benutzt auch in diesem Film eine ganz eigenwillige und teilweise verstörende Bild- und Erzählsprache. Er schwankt zwischen den gegensätzlichen Motiven Poesie – welche zum einen in der zärtlichen Beziehung und im wortlosen Umgang der Figur Nishi mit seiner Frau Miyuki zum Ausdruck kommt und zum anderen durch gegengeschnittene Bilder HORIBEs sowie durch schockierende, weil realistisch dargestelle Gewalt. Doch ist Hana-Bi kein Gewaltfilm zum Selbstzweck. Die Gewalt tritt im Affekt auf, kurz und intensiv. Ansonsten ist der Film eher von der stillen Art. Bis zum Ende mit dem schon seit dem Kabuki bekannten japanischen Motiv des Todes zweier Liebender.