Der FUJIWARA Clan

Jahrhundertelange Herrscherfamilie

Der FUJIWARA Clan

Betrachtet man das japanische Altertum, fällt zumindest in kultureller Hinsicht eine Periode auf, in der sich die Hauptstadt in Heian befand: die Heian-Zeit. In der Heian-Zeit fand die höfische Kultur zu einer Blüte, die in der geschichtlichen Folge nie wieder erreicht worden ist.

Voraussetzung dieser kulturellen Blüte war eine weitestgehend friedliche Zeit (mit Ausnahme einiger Randprovinzen) . Garant für diesen Frieden war eine politisch höchst dominante Sippe: die FUJIWARA.

Die Heian-Zeit beginnt 794 n.C. mit der Verlegung der Hauptstadt von Nara nach Kyoto und endet ca. 1192 n.C. mit der Machtübernahme durch den Kriegeradel . Während fast dieser gesamten Zeit bestimmten die FUJIWARA die Politik des Landes mit, für eine Zeit von ca. 200 Jahren sogar ausschließlich. Dabei wendeten sie niemals Waffengewalt im größeren Umfang an und setzten auch niemals einen Tenno ab.

Machtgrundlagen

Heiratspolitik

Die geschickte Heiratspolitik der FUJIWARA stellt mit Sicherheit den wichtigsten Faktor für die lange Machtphase der Familie dar. Die FUJIWARA erkannten das Machtpotential von matrimoniellen Verbindungen zum Kaiserhaus und nutzten diese Erkenntnis konsequent. Da der Rang des Tenno immer einem Mann zukam, spielten die Töchter FUJIWARA no Teika porträtiert von FUJIWARA no Nobuzanedes Hauses FUJIWARA hier die entscheidende Rolle. Die FUJIWARA sorgten immer dafür, daß eine der eigenen Töchter mit dem amtierenden Tenno liiert war. So war immer ein direkter Einfluß auf den Tenno gewährleistet. Auch sonst wurde versucht, die verwandtschaftlichen Beziehungen zum Kaiserhaus möglichst eng und umfassend zu halten. Hierbei scheuten die FUJIWARA auch keine inzestuösen oder semi-inzestuösen Verbindungen. So war jeder Tenno in ein Verwandtschaftsgeflecht eingewoben, das ihm praktisch die Meinungen und politischen Entscheidungen der FUJIWARA aufoktroyierte. So galten z.B. folgende Beziehungen von FUJIWARA Yoshifusa, dem ersten FUJIWARA-Regenten, zu amtierenden Tenno:
Yoshifusa war Schwager von Nimmyo, Schwiegervater von Montoku, Großvater und Großonkel von Seiwa sowie Urgroßvater und Großvater von Yozei .
Aufgrund dieser Heiratspolitik kann man feststellen, daß Frauen die Vormachtstellung der FUJIWARA begründeten und entscheidend die Politik der Heian-Zeit mitbestimmten.

Diplomatie und Intrige

Diese beiden Begriffe sind nicht eindeutig zu trennen, weil am Hof der Heian-Zeit die Ausübung politischen Drucks zur Durchsetzung der eigenen Ziele dem Einsatz von offener Gewalt vorgezogen wurde. Dies galt als eleganter, leistete aber folglich der Intrige als politisches Mittel Vorschub. Durch den üblichen Einsatz von Intrigen zur Interessensdurchsetzung entstand eine fließende Grenze zwischen Diplomatie und Intrige. Jedenfalls waren die FUJIWARA brillante politische Taktierer, die es verstanden, etwaige Konkurrenten durch politische Winkelzüge zu entmachten.
So war z.B. eine beliebte Methode zur Entmachtung eines Konkurrenten die Beförderung desselben in ein Amt einer entlegenen Provinz. Da eine höfische Gesellschaft nur in der Hauptstadt existierte und Kommunikationswege (falls vorhanden) sehr langsam waren, kam eine solche Versetzung dem gesellschaftlichen Tod einer Person gleich.

Dieses Schicksal widerfuhr z.B. dem FUJIWARA-Widersacher SUGAWARA Michizane, der nach jahrelanger Oposition gegen die Vormachtstellung der FUJIWARA zum Präfekt von Kyûshû ernannt wurde. Michizane fügte sich in sein Schicksal und starb verbittert auf Kyûshû.
Eine weitere Machtstrategie der FUJIWARA bestand darin, einen mündigen Tenno zum Abdanken zu zwingen und einen Kindkaiser auf den Thron zu setzen. Das ja meist mit dem Tenno verwandte Familienoberhaupt gab sich den Titel sesshô , und regierte anstelle des noch unmündigen Tenno. Bis der Tenno mündig war, wurde er längst von den FUJIWARA kontrolliert. Bei Erreichen der Mündigkeit des Tenno änderte der sesshô seinen Titel üblicherweise in kanpaku , was aber seine reellen Machtbefugnisse nicht einschränkte.

Sonstige Machtgrundlagen

Hier sind an erster Stelle die umfangreichen Provinzbesitzungen der FUJIWARA zu nennen. In der Heian-Zeit hatten sich die Adligen des Hofs bereits reiche Besitzungen und Sonderrechte für dieselben verschafft. So wurden adlige Besitzungen weder staatlich kontrolliert noch besteuert. Dies führte u.a. dazu, daß lokale Landbesitzer ihre Güter adliger Kontrolle unterstellten, um genannte Privilegien in Anspruch nehmen zu können. Hierdurch gewannen die Hofadligen stark an Besitz und somit an Einfluß. Die FUJIWARA nutzten ihre Finanzkraft in hohem Maße, was fast schon zwingend erscheint, wenn man bedenkt, daß die FUJIWARA nie über eine größere militärische Gewalt verfügten.
Ihrem militärischen Manko kamen die Unruhen in den entfernten Provinzen entgegen. Dort ansässige, militärisch mächtige Fürsten waren meist in Streitigkeiten untereinander verwickelt, oder sie waren mit Rebellen oder umherziehenden Räuberbanden beschäftigt. Diese Tatsachen verhinderten potentiell mögliche militärische Aktionen gegen die Hauptstadt und die FUJIWARA.

Schließlich muß erwähnt werden, daß die FUJIWARA nie die formale Stellung des Tenno angriffen oder gar selbst nach dem Titel des Tenno strebten. Sie begnügten sich mit der faktischen Machtausübung, wobei sie selbst meist nur zweit- oder drittrangige Titel innehatten. So umgingen sie ihrerseits mögliche Intrigen und Vorwürfe, daß sie nach totaler Macht strebten.

Geschichtliche Voraussetzungen

In der Yamato-Zeit von 350-645 n.C. wurde Zentraljapan von mehreren Clans beherrscht. Meist war die Herrschaft eines Clans sehr stark regional beschränkt, obwohl es schon vorherrschende Clans gab. Gegen Ende der Yamato-Zeit war der Clan der SOGA vorherrschend und die Machtverteilung im Staat neigte schon hier zur Zentralisierung. Ein Grund für den plötzlichen Untergang des Hauses SOGA war das Streben der SOGA nach dem Kaiserthron. Diese Bestrebungen wurden von ihren Opponenten zum Untergraben ihrer Vormachtstellung benutzt. Die FUJIWARA lernten hieraus und griffen niemals die formale Stellung des Tenno an.

Der endgültige Untergang der SOGA war besiegelt, als 645 n.C. der Staat nach chinesischem Vorbild reorganisiert wurde. Die sog.Taika-Reform entmachtete die Clans weitgehend und zentralisierte die Macht am Kaiserhof. Die wichtigsten Agitatoren bei der Durchführung dieser Reform waren der damalige Kaiser Tenchi und dessen Berater, der erste FUJIWARA.

Im Zuge der Reformen wurde die Hauptstadt nach Nara verlegt; dies geschah 710 n.C. und die Zeit bis zum erneuten Umzug der Hauptstadt nach Heian 794 n.C. heißt infolgedessen Nara-Zeit.
In Nara entstanden eine zentrale Bürokratie und eine relativ effektive Provinzialverwaltung. Die Clanoberhäupter, die mit an den Kaiserhof nach Nara gekommen waren, entwickelten sich in Nara zu einem zivilen Hofadel. Sie hatten am Hof die höchsten Beamtenposten inne. Diese Posten waren aber meist eher Titel als tatsächlicher Beruf, so daß die Adligen ihre Freizeit mit kultureller Muße zu füllen begannen.
Dies bedeutete starke Impulse auf kulturellem Gebiet, besonders auf Literatur und Malerei. Auf literarischem Gebiet kann insbesondere die Dichtung erwähnt werden.

Auf religiösem Gebiet war der Buddhismus in adligen Kreisen bereits sehr verbreitet, hatte aber an-nähernd keine Resonanz bei der Masse des Volks. Trotzdem wurden die buddhistischen Zentren Naras immer mächtiger.

Dies bewirkte letztendlich auch den erneuten Umzug der Hauptstadt nach Heian.
Weiterhin waren auch die chinesischen Einflüsse, sowohl auf Kultur als auch auf Staatswesen und Hofstaat, sehr stark und es wurden regelmäßig Gesandtschaften nach China geschickt.
Auch wurden in der Nara-Zeit dem Tenno erstmalig in der Geschichte göttliche Qualitäten zugesprochen.

In der Nara-Zeit wurden auch die Grundlagen für die Privatisierung von ehemals öffentlichen Gütern gelegt. In der Heian-Zeit war es dann unter privaten Gutsbesitzern Usus, ihre Güter dem Schutz ei-nes Adligen zu unterstellen. Dieses Vorgehen war völlig legal und schützte den Gutsbesitzer vor staatlicher Besteuerung und Kontrolle. Da die Gutsbesitzer hierfür Abgaben leisten mußten, führte das zu wachsendem Reichtum und damit Einfluß des Adels.

Die Gesandtschaften nach China hörten zu Beginn der Heian-Zeit auf und damit auch die chinesi-schen Kulturimporte nach Japan.
Stattdessen fand im Verlauf der Heian-Zeit eine Art kultureller Reflexion statt. Es gab eine Rückbe-sinnung auf die eigenen Wurzeln und chinesische Kulturprodukte wurden den japanischen Gegeben-heiten angepaßt bzw. der japanischen Kultur entsprechend adaptiert.

Geschichte der FUJIWARA

Die Taika-Reform 645 n.C., die die Macht im Staat zentralisierte, geschah, wie erwähnt, besonders auf Betreiben zweier Männer: Kaiser Tenchi (626-672) und dessen Berater NAKATOMI Kamatari (614-669). Letzterem wurde aufgrund seiner großen Verdienste bei der Reform posthum der Name FUJIWARA Kamatari verliehen. Er ist damit der Ahnherr des Hauses FUJIWARA.
Von Kamatari`s vier Enkeln leitet man heute vier Zweige des Hauses FUJIWARA ab. Der sog. nördliche Zweig wurde der dominanteste und sämtliche FUJIWARA-Regenten stammten aus diesem Zweig.

Die FUJIWARA erkannten früh die Möglichkeiten von geschickter Heiratspolitik und begannen, ihre Töchter in die kaiserliche Familie einzuheiraten. Unter anderem dies führte dazu, daß die FUJIWARA ab ca. 850 n.C. praktisch alleine herrschten. Dies taten sie für weitere 300 Jahre, davon ca. 200 Jahre vollkommen uneingeschränkt.

Während dieses gesamten Zeitraums war der Tenno nominell das uneingeschränkte Staatsoberhaupt, während sich die jeweiligen FUJIWARA-Regenten sessho oder kanpaku nannten und zumeist eher niedrige Staatsämter bekleideten.
Im Jahr 857 n.C. wurde FUJIWARA Yoshifusa der erste praktisch alleinherrschende FUJIWARA-Regent unter dem Titel des sessho. Er war der Schwiegersohn des 842 n.C. gestorbenen Kaisers Saga und er erreichte durch Intrigen die Ernennung des erst neunjährigen Seiwa zum Tenno. Damit gab es unter Yoshifusa, außer der Existenz eines nichtroyalen Regenten ein weiteres Novum in der Geschichte des Kaiserhauses: der erste Kindkaiser saß auf dem Thron.

Yoshifusa`s Neffe Mototsune folgte ihm als sessho und nahm nach Volljährigkeit von Tenno Yozei den Titel des kanpaku an. Unter seiner Herrschaft gab es auch die erste Krise für das Haus FUJIWARA, als Tenno Uda ab 887 n.C. die Macht allein auszuüben suchte. Kaiser Uda hatte die Unterstützung einflußreicher Familien, wie die der Minamoto und Tachibana, außerdem des angesehenen Denkers und Politikers SUGAWARA Michizane.

Mototsune konnte diese Ambitionen in einem Kraftakt unterdrücken, indem er seine Beziehungen zum Kaiserhaus ausspielte und intrigierte. Weil er diesen Konflikt erfolgreich bewältigte, gilt er oft als der erste „große“ FUJIWARA.Mototsune`s Sohn Tokihira folgte seinem Vater als faktischer Machthaber, auch wenn er niemals den Titel des Sessho oder Kanpaku innehatte. Wie sein Vater mußte auch er sich mit einem Kaiser aus-einandersetzen. Kaiser Daigo war seit 897 n.C. auf dem Thron und sein Berater war besagter Sugawara Michizane.
Tokihira erkannte den Einfluß Michizanes bei Hof und schaffte es letztendlich durch Intrigen, Michizane zum Präfekten von Kyûshû zu machen. Fern der Hauptstadt bedeutete dies den politischen Tod Michizanes – Tokihira, der vielfach wegen seiner Charakterstärke gerühmt wurde, hatte sich durchgesetzt.
Tokihiras Bruder Tadahira folgte ihm als Regent und unter ihm erlebten die FUJIWARA eine leichte Schwächeperiode. Im Gegensatz zu seinen drei Vorgängern war Tadahira eine eher schwache Persönlichkeit. Dies hatte auch zur Folge, daß innerhalb der Familie FUJIWARA Rivalitäten aufkamen. Auch externen Problemen konnte Tadahira kaum Herr werden. In der Hauptstadt herrschten teilweise chaotische Zustände und die Kriminalität florierte. Das lag z.B. auch daran, daß hohe Beamte zum Teil nicht nach ihren Qualitäten für die Ausführung ihrer Aufgabe, sondern nach ihren dichterischen Fähigkeiten, ihrem Erscheinungsbild, etc. eingestellt wurden.

In den entfernten Provinzen nahmen die Probleme durch umhermarodierende Räuber- und Piratenbanden zu. So machte im Westen jahrelang der Pirat Sumitomo mit seiner Flotte von 1500 Schiffen die Gewässer und Gegenden unsicher. Sumitomo`s Niederlage 941 n.C. war nicht das Werk Tadahira`s, sondern das einiger Provinzfürsten.
Ähnliches galt im Osten für eine Rebellion unter Masakado, der sich sogar zum Tenno erklärt hatte, aber 940 n.C. ebenfalls von Provinzfürsten vernichtet wurde.

Nach Tadahira traten wieder stärkere FUJIWARA als Regenten auf, so daß die Macht wieder in festen Händen lag. Aber es kam weiterhin FUJIWARA no Teika gratuliert FUJIWARA no Shunzei zum Geburtstag. Zeichnung von SHÔKADÔ Shôjô (1584-1639)zu internen Streitigkeiten, wie z.B. ab ca. 970 n.C. zwischen den Brüdern Kanemichi und Kaneiye. Kanemichi ging schließlich dank besserer Intrigen als Sieger, sprich Regent, hervor.

Der Höhepunkt der Macht der FUJIWARA wird im allgemeinen in der Regierungsperiode von Michinaga gesehen. Das ist weniger politisch begründet, denn die Macht der kriegerischen Fürsten entlegener Provinzen wuchs zusehends. Sicherlich aber ist diese Periode ein Höhepunkt in kultureller Hinsicht.
So entstanden in der Literatur Kulturprodukte wie das „Genji monogatari“ oder das „Makura no söshi“.
In der Malerei bildete sich der Begriff „Yamato-e“, kunstübergreifend der Begriff „Yamato-damashii“.

Michinaga hatte eine besonders starke Position und war während seiner gesamten Zeit als Regent fast unangestritten. Grund hierfür war seine Charakterstärke, vor allem aber die matrimoniellen Bindungen seiner fünf Töchter zur kaiserlichen Familie.
Jedoch hatte auch Michinaga seine Machtposition durchzusetzen. Dies geschah z.B. im Machtkampf mit seinem Neffen Korechika, der wegen seiner Eleganz am gesamten Hof Sympathien genoß. Michinaga konnte dieses Machtringen letztendlich nur für sich entscheiden, weil Korechika den Fehler beging, sich zu einem tätlichen Angriff auf Ex-Kaiser Kazan hinreißen zu lassen. Diesen Vorfall nutzte Michinaga für seine Intrigen und erreichte schließlich, daß Korechika zum Vizegouverneur von Kyûshû ernannt wurde.

Über die historische Person Michinaga`s ist, wie über die meisten Regenten des Altertums, nur wenig bekannt. Die wenigen erhaltenen literarischen Zeitzeugnisse behandeln weniger die Persönlichkeiten der Herrscher als ihre politischen Aktionen. Wenn doch die Person beschrieben wird, so geschieht dies meist in schmeichelhaften, übertriebenen Beschreibungen, so daß sich nur schwerlich ein exaktes Persönlichkeitsbild eruieren läßt.
Nach den vorhandenen Quellen war Michinaga ein sehr selbstbewußter Regent, der in jungen Jahren Prunk und Vergnügen liebte.
Er war als leicht selbstgefälliger, geschickter Diplomat bekannt. In späteren Jahren allerdings scheint er sich mehr und mehr dem Buddhismus zugewandt und oft mehrere Stunden alleine meditiert zu haben.

Nach Michinaga begann die Vormachtstellung der FUJIWARA endgültig zu schwinden, wobei sich schon unter Michinaga deutliche Zeichen des Machtzerfalls gezeigt hatten. Im allgemeinen schwand die Macht des Hofes mehr und mehr. Die Gründe hierfür waren zahlreich: Dekadenz bei Hof, wachsende militärische Macht der Provinzialfürsten, Desinteresse der Adligen an der Landespolitik. Vor allem letzteres war entscheidend für den Niedergang der höfischen Kultur, denn durch die mangelnde politische Präsenz des Hofes in den Provinzen konnten die ansässigen, kriegerischen Fürsten erst so mächtig werden.

Der Hof war militärisch schwach und konnte den Provinzialfürsten bald keinen Widerstand mehr leisten. Im Jahr 1185 n.C. übernahmen diese dann endgültig die Macht im Land.

Kultur

Literatur

Die Literatur fand unter den FUJIWARA zu einer in der gesamten japanischen Geschichte einzigartigen Blüte. Die Lyrik z.B. war eine der Hauptmußen des Hofes und wurde in der Heian-Zeit wesentlich verfeinert und weiterentwickelt. Voraussetzung hierfür war der Frieden, der durch die politische Dominanz der FUJIWARA gewährleistet wurde.
Da Aufstieg und Fall eines Höflings oder einer Hofdame entscheidend von seiner bzw. ihrer Dichtkunst abhängig sein konnten, wurden dementsprechende Anstrengungen auf lyrischem Gebiet unternommen.
Als Gedichtform hatte sich das tanka gegenüber dem längeren choka durchgesetzt. Gegen 1013 n.C. entstand das „Wakan-roei-shû“, eine Sammlung von 588 chinesischen Gedichten und 218 japanischen waka. Diese Sammlung war vom Höfling FUJIWARA Kintô zusammengetragen worden.

Zur Zeit der FUJIWARA entstanden auch zwei erwähnenswerte Chroniken, das „Eiga monogatari“ und das „O-kagami“. Das „Eiga monogatari“ beschreibt als Chronik die Zeit von 887-1092 n.C., das „O-kagami“ die Zeit von 850-1024 FUJIWARA no Teikas Tagebuch Meigetsukin. Im Gegensatz zum „Eiga monogatari“ ist das „O-kagami“ stellenweise kritisch gegenüber der politischen Vormachtstellung der FUJIWARA.

Höchst auffällig ist die Frauenliteratur der Heian-Zeit. Die wirklichen literarischen Glanzwerke der Zeit entstanden nämlich durch Frauen. Der Grund hierfür liegt vielleicht in der Tatsache begründet, daß Männer, der Etikette gemäß, auf chinesisch zu schreiben gezwungen waren. Wegen des großen Unterschieds zur Muttersprache waren demnach auch die verbalen Ausdrucksfähigkeiten limitiert.
Die Hofdamen dagegen nutzten zum Schreiben die neu aufgekommene Kana-Silbenschrift, konnten sich also höchst natürlich und ungezwungen ausdrücken. Die Hofdamen waren sogar gewissermaßen gezwungen in ihrer Muttersprache zu schreiben, da man ihnen die Möglichkeiten zum Studium des Chinesischen vorenthielt. Dies geschah im Glauben, daß Frauen zu unbegabt hierfür seien.

Als wichtigste Werke der Frauenliteratur sind das „Genji monogatari“ und das „Makura no söshi“ zu nennen. Das „Genji monogatari“ wurde um 1010 n.C. von der Hofdame MURASAKI Shikibu geschrieben und gilt oft als der welterste Roman. Im „Genji monogatari“ sind buddhistische Einflüsse offensichtlich. Hier herrscht vielfach eine Art Düsterkeit, die sich aus der Einsicht in die Vergänglichkeit alles Irdischen ableitet. Da im „Genji monogatari“ aber auch die Realität des prunkvollen Hoflebens geschildert wird, entsteht folglich ein starker Kontrast zwischen Prunk und Vergänglichkeit. Das „Makura no soshi“ wurde um 1000 n.C. von der Hofdame SEI Shônagon verfaßt. Im Gegensatz zum „Genji monogatari“ ist der Stil eher amüsant und leicht. Außerdem gewährt es auch Einblicke in das Gefühlsleben der Autorin und in die Persönlichkeit von Höflingen und Hofdamen. So war SEI Shônagon z.B. sehr von der Eleganz Korechikas, aber auch von der Souveränität Michinagas beeindruckt.

Religion

Unter den FUJIWARA setzte sich der Buddhismus endgültig als Religion am Hofe durch. Auch fand der Buddhismus außerhalb des Hofes immer weitere Verbreitung.
Vor allem zwei buddhistische Sekten dominierten die Religion der Heian-Zeit: die Tendai-Schule und die Shingon-Schule. Beide Schulen gehören zum Mahayana-Buddhismus und kamen im neunten Jahrhundert über China nach Japan.
Die Tendai-Schule wurde vom Mönch Saicho (767-822 n.C.) gestiftet und zeichnet sich durch ein Streben nach umfassender buddhistischer Bildung aus. Außerdem versuchte die Tendai-Schule eine Stütze des Staats zu sein.
Gründer der Shingon-Schule war Kukai (774-835 n.C.), der diese Schule um 806 n.C. in Japan ein-führte. Die Shingon-Schule lehrt einen esoterischen Buddhismus, der sich auch durch pompöse Ritualität auszeichnet. Dies kam natürlich vielen Adligen entgegen.
Die beiden Schulen waren in etwa gleich verbreitet, die FUJIWARA unterstützten jedoch eher den Tendai-Buddhismus.
Malerei

Auf dem Gebiet der religiösen Malerei tat sich vor allem die Shingon-Schule hervor, die Mandalas farbenprächtig kolorierten. Gegen Ende der Heian-Zeit kam der Begriff Yamato-e auf. Er bezeichnete eine neue Art der japanischen Malerei, die sich von der viel praktizierten chinesischen Malerei durch einen kantigeren Duktus und größere Farbenpracht unterschied.
Die „Yamato-e“ wurden auch nur noch selten als Wandschmuck gemalt, sondern wurden oft auf Rollen aufgetragen, die man nach Betrachtung wieder fortlegte. oft erzählten diese Bilder eine Geschichte und waren durch schriftliche Erläuterungen ergänzt. Dies trug erheblich zur Popularisierung der Malerei in der Bevölkerung bei.
Berühmte „Yamato-e-Rollen“ sind z.B. die „Legenden des Shigi-Bergtempels“ oder die Rollen, die das „Genji monogatari“ illustrieren.

Musik

Zwar gab es auf dem Gebiet der Musik keine so großen Errungenschaften wie z.B. in der Literatur, aber auch in der Musik fand eine „Japanisierung“ statt. Importierte und traditionelle Stile wurden symbiotisiert und Prinzipien religiöser Komposition gewannen an Bedeutung.
Es gehörte zum obligatorischen Repertoire eines Höflings, Flöte oder Laute spielen zu können. Daher unterlag die Musik genau wie alle anderen Künste den kulturellen Wandlungen der Heian-Zeit.

Schlussbemerkung

Die Heian-Zeit ist vor allem wegen ihrer zahlreichen historischen Nova so bemerkenswert, der zahlreichen kulturellen Errungenschaften und dem einmaligen Einfluss der Frauen auf Kultur und Politik des Landes. Voraussetzung für Hochkulturen ist Frieden, der durch die starke Dominanz der FUJIWARA garantiert war. Bemerkenswert und historisch ebenfalls einmalig ist, daß die FUJIWARA es ca. 300 Jahre lang fast ohne militärische Gewalt vermochten, an der Macht zu bleiben.
Unter den FUJIWARA etablierte sich das Kaiserhaus endgültig und der Buddhismus hielt Einzug in Japan.

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