Der Tag endet für KATO Masaru nicht ganz wie geplant: Als er an der Haltestelle auf die Bahn nach Hause zu seinem kleinen Bruder wartet, den er nach dem Tod der gemeinsamen Eltern erzieht, erfüllt Geschrei die U-Bahnschächte. Menschen laufen durcheinander, jemand schreit „Er hat ein Messer“. Ein älterer Herr stürzt zu Boden und hält sich die blutende Brust. Masaru eilt zur Hilfe, richtet den Verletzten auf. Doch da steht er: Kapuzenshirt, randlose Brille, verzerrter Gesichtsausdruck und Messer in den Händen. Der Helfende versucht zu beschwichtigen, reisst die Hände zum Schutz nach oben. Doch zu spät: Die Klingen des Amokläufers dringen in den Körper des jungen Manns, wieder und wieder. Die letzten Bilder der Videoüberwachung zeigen, wie KATO sich zum letzten Mal aufbäumt. Er stirbt.
Doch man stirbt nicht voll und gan(t)z. Zumindest nicht in der Welt, in die uns die Regisseure KAWAMURA Yasushi und SAITÔ Keiichi mitnehmen. Schließlich gibt es hier besseres zu tun, als tod zu sein. Zum Beispiel Horden von Monstern bekämpfen, die durch die Straßen der japanischen Großstädte marodieren. Dies ist jetzt Masarus Aufgabe, wie er nach dem Aufwachen in einem sterilen Hochhaus-Apartment erfahren muss. Genau wie für das ehemalige Supermodell und Busenwunder Reika, den älteren Herren SUZUKI Yoshikazu und den überselbstbewussten NISHI Yoichirô, die sich ebenso wie ein lauter und agressiver Yakuza-Schläger dem Kampf gegen die dämonenhaften Monster stellen sollen. Andernfalls droht das endgültige Ausscheiden aus dem Leben, wie SUZUKI mit Verweis auf Gantz, eine geheimnisvolle, schwarze Kugel im Sesselformat, erklärt.
Doch bevor SUZUKI dem gleichermaßen verwirrten wie ängstlichen KATO mit mehr erklärenden Details zun neuen Dasein weiterhelfen kann, poppt eine Nachricht auf der schwarzen Kugel auf: Gantz möchte, dass sich das durch den Tod zusammengewürfelte Team bereit macht, für einen neuerlichen Kampf gegen penetrante Monster. Bevor SUZUKI mit Reika und NISHI scheibchenweise davon teleportiert werden, herrscht dieser den Neutoten an, sich schnell in die hautenge Lederkluft zu werfen und die Strahlenkanone zu greifen.
Und schon geht’s los. Nicht in Tôkyô, wie SUZUKI verblüfft feststellt, sondern in Ôsaka. Ein Scanner, in Hinblick auf Funktion und Design nahezu 1:1 aus dem Aliens-Franchise entnommen, lässt dutzende Punkte im Umfeld aufblinken. Jeder Punkt ein Dämon, der direkt der japanischen Fabel- und Sagenwelt entsprungen zu sein scheint (auch wenn das Team die Angreifer als Außerirdische identifiziert). Das Team macht sich daran, einen einen nach dem anderen auszulöschen. Reika und der ältere Herr eher widerwillig, Yoichirô mit ausgeprägtem Tötungsdrang und unser Held mit großer Unsicherheit und Angst. Wenn die tapferen Monsterbezwinger eine bestimmte Punktzahl durch Abschlachten verschieden wertiger Angreifer erspielen, können Sie ins Leben zurückkehren. Masaru könnte so zu seinem kleinen Bruder zurück, der auf ihn angewiesen ist. Agieren die Kämpfer weniger geschickt, droht hingegen der vollständige und unabwendbare Tod.
Während Masaru Vor- und Nachteile seiner Strahlenwaffe kennenlernt, trifft der Trupp das große und eingespielte Ôsaka-Team, das auf ein spezialisiertes Waffenarsenal und ausgeklügelte Fahrzeuge zugreifen kann. Ob diese gegen den kleinwüchsigen Bossgegner mit Haarkranz helfen, der die Kämpfe mit verschränkten Armen aus sicherer Entfernung beobachtet? Und ob dem aus dem Wasser entstiegenen Riesenmonster mit einem Mech beizukommen ist?
Gantz: O basiert auf der Ôsaka-Storylinie der Gantz-Mangaserie von OKU Hiroya und wurde als CGI-Anime realisiert. Das heißt, Hintergründe und Figuren haben eine weitgehend fotorealistische Optik und wandeln so auf den visuellen Pfaden, die in Hinblick auf den Look Final Fantasy – Die Mächte in Dir gelegt hatte. Technisch hat sich seit 2001 natürlich einiges getan, so dass der Film tatsächlich atemberaubend anzusehen ist. Die Story hat hingegen den Tiefgang eines typischen Shooter-Spiels. Charakterisierungen beschränken sich, anders als in den Manga, eher auf oberflächliche Zeichnungen. Originell sind indes die verschiedenen Monstertypen und ihre Verwandlungsformen. Hiermit haben sich die Macher definitiv intensiver auseinandergesetzt als mit der Handlung. Unterm Strich macht der Film Spaß und seine Qualität liegt in der atemlosen, ansprechend inszenierten Action. Wer mit extremen Brutalitäten á la Walking Dead keine Probleme hat, dürfte an diesem Streifen seine Freude haben.
Gantz: O kam im Oktober 2016 ins Kino und erschien Ende Februar 2017 in Japan auf Blu-ray. Netflix-Abonnenten können sich darüber freuen, dass der Film seit dem 18.2.2017 zum Streaming bereit steht – auch hierzulande in Japanisch oder Englisch (mit verschiedensprachigen Untertiteln).
Offizieller Trailer (Japanisch)
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Info Box
Gantz: O,
Japan 2016
Regie: KAWAMURA Yasushi, SAITÔ Keiichi
Sprecher: HAYAMI Saori (Reika), ONO Daisuke (KATO Masaru), ICHIMICHI Maro (YAMAZAKI Anzu), IKEDA Shuichi (SUZUKI Yoshikazu), 95 Minuten (Farbe), FSK: 18