Der Valentinstag ist ein wunderbares Fest. Vor allen Dingen für Blumenhändler und Süßwarenhersteller, die diesen alten Gedenktag zum Martyrium des Valentinus als Tag der Liebenden vermarkten. Während es für den Namensgeber des Festtags mit einer Enthauptung endete, freuen sich Männer und Frauen heutzutage am 14.2. über Liebesbekundungen und kleine Geschenke. Auch in Japan, wenngleich hier die Nummer neu interpretiert wurde.
Bereits 1930 hatte ein findiger Konditor versucht, den im Westen kommerzialisierten Brauch auch in Japan lebenden Ausländern schmackhaft zu machen. Außer bei der anvisierten Zielgruppe fanden die süßen Pralinen und der neue Brauch aber noch keinen Anklang. Das schaffte erst der Süßwarenmulti Morinaga, der japanischen Konsumenten in den 1960er Jahren in einer Werbekampagne erklärte, dass es endlich eine vernünftige Art des Liebesbekundens gibt – mit seinem Warenangebot. Spätestens in den 1970er Jahren war aus dem werberischen Buhlen und der popkulturellen Aufbereitung des Valentines Day in US-amerikanischen Filmen und Serien, ein japanischer Brauch geworden. Allerdings bietet die japanische Interpretation – wie so oft bei kulturellen Übernahmen im Inselreich – einige große Unterschiede zu anderen Ländern.
So steht am 14. Februar der Mann als solcher im Fokus süßer Beschenkungen. Zeigten junge Frauen zu Anfang noch getreu dem westlichen Vorbild ihrem Schwarm durch ein Schokoladengescbenk ihre bis dahin heimliche Liebe, so bekommen heutzutage nicht nur Ehemann, Freund oder Geliebter eine Aufmerksamkeit. Auch männliche Arbeitskollegen und Freunde können sich auf Schoko freuen. Weil man es so macht, heißt diese „Höflichkeitsschokolade“ im japanischen giri choko. Für den eigenen Partner gibt man sich idealerweise etwas mehr Mühe, als sich an einer Supermarktkasse anzustellen. Hier darf das Geschenk gerne selbstgemacht sein und heißt, weil sie für den bevorzugten Menschen ist, honmei choko.
Etwa ab Mitte Januar jeden Jahres rüsten große Kaufhäuser wie Mitsukoshi, Isetan und Marui ihr Sortiment auf die massenhafte Liebesbekundung um und bieten eine große Auswahl an Schokoladenspezialitätem und Küchenutensilien wie Förmchen, um die eigene Schokoladen zu präparieren.
Und was ist mit den Damen? Die sollen natürlich auch in Japan der flammenden Liebe versichert werden, müssen sich aber noch etwas gedulden. Das weibliche Pendant zum Valentinstag ist der „White Day“ und dieser wird am 14. März zelebriert. Im Fokus stehen am Weißen Tag Aufmerksamkeiten, die aus Schokolade und weiß sein sollten. Notfalls tun es auch andere, weiße Süßigkeiten.
Auch hier gibt es wieder giri, also Verpflichtungen: Wer selber zum Valentinstag etwas Süßes bekommen hat, sollte dem Schenker auch etwas zurückgeben. Das gilt natürlich nicht nur für die Partnerin, sondern auch für Kolleginnen und Freundinnen, die ein Ausbleiben des Zurückschenkens als sehr rüde empfinden würden. Geschäfte tun natürlich auch hier ihr möglichstes, um die männliche Kundschaft durch ein entsprechendes Warenangebot und groß angelegte Werbung vor dem Vergessen des White Day zu bewahren.
Mehr Infos zum Lesen und Anhören
Weitere Infos zum Valentinstag, zum White Day sowie auch der Hochzeit, die auf ein erfolgreiches Werben folgen kann, haben wir im Buch Liebe auf Japanisch zusammengestellt, das überall im Buchhandel erhältlich ist. In den Good Night Stories des Conbook-Verlags ging es am 14.2.2020 in Form eines akustischen Ausschnitts ebenfalls um diese Themen.
Info Box
Liebe auf Japanisch
Von ewigen Singles, Love Hotels und dünnen Wänden
Autoren: Kerstin und Andreas Fels
April 2019 (1. Auflage)
Gebunden, Flexcover, 256 Seiten
ISBN: 978-3958892002
9,95 Euro