Dreimächtepakt

Japans Motive für seine Beteiligung

Dreimächtepakt

Am 27. September 1940 schlossen Deutschland, Italien und Japan den Dreimächtepakt, der eine gegenseitige Anerkennung und das Respektieren der Interessenssphäre in Europa respektive Asien, sowie eine gegenseitige Beistandspflicht im Falle eines Angriffes einer zu diesem Zeitpunkt nicht am Krieg beteiligten Macht beinhaltete.

Mit dieser Macht waren unmissverständlich die Vereinigten Staaten von Amerika gemeint. Dem Abschluss des Vertrages folgte ein Notenaustausch zwischen dem deutschen Botschafter in Japan Ott und dem japanischen Außenminister MATSUOKA, über dessen Inhalt der deutsche Außenminister Ribbentrop nicht unterrichtet wurde. In diesem wurde festgelegt, dass der Beistand nur nach vorheriger Absprache verpflichtend ist, dass Japan Deutschland im Falle eines Krieges gegen Großbritannien unterstützt und dass Deutschland endgültig auf Interessen im Pazifik verzichtet.

Der Vertragstext wurde innerhalb von einem Monat ausgehandelt. Die Ankläger im Kriegsverbrecherprozeß von Tôkyô bezeichneten ihn als die „Implementierung einer Weltverschwörung zur Aufteilung der Welt“. Zwischen den Motiven, die im Sommer 1940 zu der Unterzeichnung des Dreimächteabkommens führten und denen, die das deutsch-japanische Verhältnis in der Zeit vor 1940 prägten, herrschte aus deutscher Perspektive keine Kontinuität. Zudem zeigen die Motive deutlich, dass der Abschluß des Dreimächtepaktes kein Bestandteil der Konzeptionen Hitlers war. Dies erklärt die Tatsache, dass der Vertrag direkt nach einem Abschluss durch einen Notenwechsel ausgehöhlt wurde. Die Tatsache wiederum, dass dies Ribbentrop absichtlich nicht mitgeteilt wurde, legt zumindest die Vermutung nahe, dass er der eigentliche Initiator des Vertrages war.

Auf japanischer Seite ist durchaus eine Kontinuität zwischen den Motiven aus dem September 1940 und denen aus den Jahren davor zu erkennen. Auch entsprachen die Motive der außenpolitischen Konzeption derjenigen Gruppe in Japan, die sich durchsetzte. Vergleicht man die japanischen mit den deutschen Motiven, so entsprechen sie sich zwar nicht. Es ist jedoch möglich, von einer Ähnlichkeit zu sprechen. So kann man sagen, dass zur Zeit des Abschlusses des Vertrages das Bündnis noch einer gewissen Logik entsprach. Die nicht auszuräumenden Differenzen zwischen den Staaten lagen den langfristigen Zielen Deutschlands und Japans zugrunde.

Motive für den Dreimächtepakt

Die deutschen Gewinne im Westen stärkten die pro-deutschen Kräfte in Japan. Das Militär sah sich darin bestätigt, dass ein Zusammengehen mit Deutschland kein Risiko bedeutete. Selbst in der zuvor deutschfeindlichen Marine setzten sich die radikaleren jungen Offiziere durch. Der neue Außenminister im Kabinett KONOE, MATSUOKA Yosuke, unterstützte diese Forderungen. Auch er glaubte an einen sicheren Sieg Deutschlands, aber auch daran, dass er es schaffen würde, einen Vertrag zwischen Deutschland und Japan zugunsten Japans auszuhandeln. Bedeutend ist die Tatsache, dass die Siege Deutschlands über Frankreich und die Niederlande und der drohende Sieg über England ein gewisses Machtvakuum in Südostasien entstehen ließ. Die Armee sah den Zeitpunkt gekommen, ihre expansionistischen Wünsche zu umzusetzen und die Errichtung der zuvor offiziell geforderten „Großasiatischen Wohlstandssphäre“ zu beginnen.

Am 27. Juli beschloss das neue Kabinett KONOE, dass die Situation für eine Expansion nach Süden und eine Ausweitung der japanischen Interessenssphäre nach Indo-China, Thailand, Malaysia, Burma und Niederländisch-Indien genutzt werden müsste. Dazu aber sollte der Ausgleich mit der Sowjetunion gesucht und das Eingreifen der USA verhindert werden. Dies würde es auch ermöglichen, den langwierigen Krieg mit China endgültig zu Gunsten Japans zu entscheiden.

Mögliche deutsche Kolonieansprüche

Die deutschen Siege hatten zwar das Machtvakuum geschaffen, dass es der japanischen Armee ermöglichte, ernsthaft über eine Expansion gen Süden nachzudenken und diese einzufordern. Doch zugleich bedeutete die Macht, die Deutschland über die Kolonialstaaten Frankreich und auch Holland errungen hatte, dass nun Deutschland Forderungen stellen konnte bezüglich dieser Kolonien. Um dieser Gefahr vorzubeugen, wurden am 25. November japanische Truppen nach Indo-China verlegt, welches auf Grund eines Vertrages mit der Vichy-Regierung schon offiziell zu japanischem Interessengebiet gehörte.

Tatsächlich hatte Deutschland nur am 20. Mai 1940 den Verzicht auf die niederländische Kolonien garantiert. Die Frage nach den französischen Kolonien blieb offen. Insofern kann dies als ein Motiv für den Abschluss des Vertrages und damit der Beteiligung am Dreimächtepakt gesehen werden.

Die neue politische Ordnung

Die Verhandlungen um den Vertrag, die im wesentlichen vom japanischen Außenminister MATSUOKA Yosuke geführt wurden, passten zu der nationalistischen Strömung, die Japan im September 1940 dominierte. Der Ruf nach einer neuen politischen Ordnung, die sich an der deutschen Ordnung orientierte, führte zu einem Parteienverbot und zu der Schaffung der Einheitspartei, die man „Vereinigung zur Unterstützung des Throns“ nannte. Die nun von den Militärs bestimmte Regierung zielte darauf, das japanische Volk so zu beeinflussen, dass es in einem Krieg zu keinerlei Widerstand von Seiten der Bevölkerung kommen konnte. Die Entlassung von weniger gemässigten Beamten im Außenministerien und auch in anderen Ministerien nach Abschluss des Vertrages, könnte somit darauf hinweisen, dass Matsuoka den Vertrag nutzte, um die Schaffung der neuen politischen Ordnung durchzusetzen und seine eigene Stellung zu stärken.

Die Verschlechterung der Beziehungen zu den USA

Unabhängig von den nationalistischen Forderungen war Japan objektiv gesehen bezüglich der Lieferung von Rohstoffen von den Vereinigten Staaten abhängig. Dies hatte unter anderem zu dem Programm der Expansion nach Süden, wo man sich die eigene Gewinnung von Erdöl, Gummi, Zinn, u.a. Rohstoffen erhoffte, geführt. Die Vereinigten Staaten waren aber natürlich auf Grund ihrer geographischen Lage gegen eine Ausweitung des japanischen Machtbereiches.
Nachdem Japans Versuch gescheitert war, das Rohstoffproblem in China zu lösen, hatten stark nationalistische Tendenzen verhindert, dass Japan den möglichen Ausgleich mit den Vereinigten Staaten fand.
Als Reaktion darauf kündigten die Vereinigten Staaten Anfang des Jahres 1940 den Handelsvertrag mit Japan. Dies verschlechterte die Rohstoffsituation Japans und machte eine Annäherung an die Vereinigten Staaten unwahrscheinlicher – etwas, was von den radikalen Kräften im Lande ohnehin abgelehnt wurde.

Die japanische Armee war gezwungen zu überprüfen, inwieweit Japan fähig wäre, gegen die Vereinigten Staaten einen Krieg zu führen. Schon im Winter 1939 hatte die Marine mit dem Bau einer neuen Flotte begonnen. Vom 15. bis zum 21. Mai führte die japanische Armee nun ein Kriegsspiel durch, das zeigte, dass Japan in einem Krieg gegen die amerikanische Marine und ihre Verbündeten unterlegen sein würde.

In dieser Situation war Japan also auf einen Bündnispartner angewiesen, der sich mit mit dem Inselreich gegen die Vereinigten Staaten stellte. Die Vermutung, dass sich Japan auf einen baldigen Krieg mit den Vereinigten Staaten einstellte, wird durch die Tatsache bekräftigt, dass der Vertrag in relativ kurzer Zeit ausgehandelt und unterzeichnet wurde. Die Vereinigten Staaten schienen sich dessen auch bewusst zu sein, denn am 26. September 1940, einen Tag vor der Unterzeichnung des Dreimächtepaktes, lizensierten sie den Export von Öl und erhoben ein Embargo auf Schrottstahl. Am gleichen Tag verstärkten sie die Rüstungshilfe für Großbritannien.

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