Surfen in Japan

Warten auf die Tsunamiwelle

Surfen in Japan

Japan birgt ja bekanntlich viele Geheimnisse und Überraschungen. Doch wer hätte gedacht, dass Japan ein Paradies für Surfer ist? Longboards, Shortboards, Bodyboards und Skimboards sind keine Fremdkörper an den Küsten Japans. Natürlich sind Japans Surf-Spots nicht mit denen in Australien oder Hawaii vergleichbar. Doch wer plant nach Japan zu kommen und zufällig Surfen zu seinen Leidenschaften zählt, der sollte sein Surfboard nicht zu Hause lassen.

Das eigene Surfboard mitzunehmen, kostet je nach Airline etwa 80 Euro. Nicht vergessen: vor dem Abflug bei der betreffenden Fluggesellschaft die Mitnahme des Boards anmelden. Wer sein Board vergessen hat, muss in Japan mit Preisen zwischen 100.000 ¥ und 180.000 ¥ für ein Neues rechnen. Die meisten großen Sport Super-Stores in Japan und die vielen kleinen Surf-Shops haben ein gutes Angebot an Surfboards und Zubehör. Oft findet man in der Nähe der Strände auch kleinere Läden, die gebrauchte Boards anbieten. Leihboards sind dagegen eher die Ausnahme. Japanische Shaper gelten nicht als die schlechtesten und wer sowieso daran denkt sich ein neues Board zuzulegen, sollte ernsthaft in Erwägung ziehen, ein Customboard „Made in Japan“ zu erwerben.

Okinawa ist zweifellos der bekannteste Surf-Spot Japans – und wohl auch einer der besseren. Doch Vorsicht: das Riff vor Okinawa ist tückisch flach und sehr scharfkantig. Man sollte also genau die Gezeiten beachten! Wer nicht die Zeit oder das Geld hat, nach Okinawa zu fliegen, braucht nicht traurig zu sein. Akzeptable Wellen finden sich eigentlich fast überall und zu jeder Jahreszeit an den Küsten in der Nähe der großen Metropolen Japans. Der japanische Wetterbericht macht es einem sehr einfach, punktgenau Ort und Zeit für eine gelungene Surf-Session zu bestimmen und so Enttäuschungen nach einer langen Fahrt vorzubeugen. Vor allem während der Typhoonzeit lohnt es sich, regelmäßig die lokalen (erstaunlich exakten) Wetter- und Wellenvorhersagen zu verfolgen. Wer den totalen Thrill sucht, kann auch die genaue Ankunftszeit von Tsunamiwellen den Nachrichten entnehmen.

Auf der Pazifikseite findet man von den Ballungsgebieten Tokai bzw. Kansai aus günstig zu erreichende und empfehlenswerte Strände, unter anderem in den Regionen Chiba, Izu-Hanto, Hammamatsu, Irago, und Ise. Auf der Seite der Japanischen See sind, vorzugsweise während der Wintermonate, die Regionen um Fukui, Niigata, und Kinosaki nicht zu verachten. Wer speziell in der Nähe von Nagoya surfen möchte, dem empfiehlt sich ein Besuch von Ikobe und Akabane Beach, auf der Atsumi-Halbinsel in der Nähe von Toyohashi gelegen. Die Strände sind praktisch menschenleer und für japanische Verhältnisse weitab von jeglicher Zivilisation – einen Getränkeautomaten wird man hier jedenfalls vergeblich suchen. Während der Typhoonzeit sind Wellen von drei Metern und mehr keine Seltenheit. Besonders erwähnenswert ist noch die Gegend um Kannoura auf Shikoku. Hier befindet sich nämlich „Da Hawaiian Kitchen“, eine der abgefahrensten Surfer-Hangouts weit und breit. Kannoura ist leicht mit der Fähre (4.800 ¥) von Ôsaka Nanko zu erreichen. Hier findet man alles, was das Surferherz begehrt, inklusive einer günstigen Übernachtungsmöglichkeit (4.300 ¥ pro Nacht / Person).

Surfen in Japan gestaltet sich weitestgehend stressfrei. Großes Gedränge im Wasser ist unter der Woche eher die Ausnahme. Am Wochenende kann es schon mal voller werden. Die Japaner haben die Surfkultur der restlichen Welt an ihre eigenen Vorstellungen angepasst, und so reist der japanische Durchschnittssurfer komfortabel in seinem voll technisierten, gut klimatisierten Surfer-Van an – hier vermisst man ein wenig den Hippie- und VW-Bus-Flair. Typisch japanisch ist wohl auch die Sitte, sich große Frischwasser-Tanks mitzubringen, da man Duschen an Japans Stränden vergeblich sucht. Und es wäre ja höchst unkomfortabel, mit störendem Sand und Salz am Körper die Heimreise anzutreten. Die Wasser- und Lufttemperaturen sind, von den nördlichen Gefilden Japans einmal abgesehen, im Sommer so temperiert, dass ein Anzug überflüssig ist. Im Frühjahr und Herbst reicht ein 3 mm Shorty. Dagegen sollte man im Winter nicht ohne einen vollen 5 mm Anzug ins Wasser gehen.

Zum Schluss noch etwas zur Sicherheit der japanischen Küsten: Haie verirren sich nur selten in Küstennähe und sonst gibt es eigentlich auch wenig Gefahr seitens der Meeresbewohner. Im Gegensatz dazu wird immer wieder vor den sehr gefährlichen Strömungen vor Japans Küsten gewarnt. Es ertrinken immer wieder Menschen in den Gewässern um Japan, auch erfahrene Surfer sind unter den Opfern. Nicht ohne Grund ist deshalb offiziell das Baden in den Küstengewässern (bis auf eine Handvoll geschützter öffentlicher Strände mit Lifeguard) gänzlich verboten! Die aktive Durchsetzung dieses Verbotes wird man zwar selten erleben, doch aufgepasst: Rettungsaktionen der Küstenwache oder der örtlichen Rettungskräfte werden in Rechnung gestellt und sind meist nicht unter 520.000 ¥ zu haben.

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