10 Fragen an… OKADA Takashi

Art Director, Typograf, Motiondesigner, Punk-Fan

10 Fragen an… OKADA Takashi

Der 1968 in Sapporo geborene OKADA Takashi (岡田尚志) ist Designer und Illustrator im Spannungsfeld zwischen Anwendung und Kunst. Japanlink unterhielt sich mit dem Tôkyôter über seine Arbeit, seinen Stil und das Leben in Japan.

Japanlink: Takashi, erzähl uns doch ein bisschen über dich . Was war zum Beispiel dein Traum als 6-Jähriger? Was wolltest du mal werden, wenn du groß bist?

OKADA Takashi: Als ich 6 Jahre alt war, habe ich noch nicht wirklich über die Zukunft nachgedacht. Das kann daran liegen, dass ich in Sapporo auf Hokkaidô geboren wurde. Das liegt unglaublich weit entfernt vom Zentrum von allem. Was ich da machen konnte und auch viel gemacht habe, ist im Schnee spielen.
Während der Mittelschule entwickelte ich dann ein starkes Interesse an Musik. Besonders Indie-Musik wie Punk, New Wave, Noise und so weiter fand ich faszinierend. Diese neue Kultur hat mich stark beeinflusst. Das sprach mich im visuellen, ästhetischen Sinne an, als natürlich auch auf der Audioebene. Da wollte ich hin und dabei sein machen!
Danach, in der MTV-Generation der 80er, haben mich die Clips gesehen, die man da sehen konnte. Nicht nur die Musikclips, sondern auch die künsterlischen Trenner dazwischen. Das war super, ich wollte auch so arbeiten. Wollte die neuen filmischen Techniken und Technologien kennenlernen und beherrschen.
Aus diesem Grund entschied ich mich dann an der Uni Grafik Design zu studieren. Hier habe ich verschiedene eher experimentelle Werke mit Video und analogen Maschinenteilen gemacht…

Motion Design
Still aus einer Motiondesign-Arbeit. Bild: (c) OKADA Takashi

Nach dem Abschluss habe ich eine Stelle in einem Studio für Grafik Design bekommen. Auch meine Liebe für Musik habe ich in diesen Tagen ausgelebt. Ich spielte in einer Punk-Band. Außerdem habe ich mit einer Gruppe anderer Kunstausstellungen organisiert. Das waren alles für den Spaß. Das Arbeiten im Designstudio dagegen war für den Lebensunterhalt.

1999 habe ich dann angefangen als Freelancer im Webdesign zu arbeiten. Dies dann in dem Stil, den ich noch heute noch habe. Zuerst habe ich hauptsächlich Animationen in Flash gemacht. Das war damals das Medium, in dem man Animationen für das Internet machte. Es gab eine große Nachfrage nach Flashanimationen und -websites in diesen Tagen.

Wie genau sieht dein Job jetzt aus? Kannst du beschreiben, wie du bei deiner Arbeit vorgehst?

Zur Zeit arbeite ich als Art Director, Grafik Designer, Web Designer, Illustrator. Ich habe zwei Arten von Jobs. In dem ersten arbeite ich als normaler Grafik-Dienstleister, das heißt, ich setze Projekte für Kunden zusammen mit einem Team um. Bei der anderen Art von Jobs sind meine Designs sehr visuell. Bei denen mache ich hauptsächlich Zeichnungen und Animationen.

Die meisten Grafik Designs existieren nur zum Selbstzweck für Werbungen. Ich denke hingegen auf abstrakter Ebene über die bildliche Wirkung nach und mache mich dann an die Arbeit. Es ist mir wichtig, mir die Wirkung der Werbung intensiv zu überlegen. Ich denke über menschliche Verhaltensweisen und psychologische Dinge nach – das spiegelt sch im aktuellen Stil meiner Arbeiten wieder. Dabei male ich gerne mit der Hand ohne den Computer zu nutzen. Das ist viel direkter. Dabei probiere ich verschiedene Methoden aus, mit denen sich die Arbeit bestmöglich umsetzen lässt.

Ja, in deinen Arbeiten scheint alles einem festen Zweck zu folgen. Dabei haben sie einen minimalistischen Look, sie sind sehr „clean“. Da man in vielen Ergebnissen deinen eigenen Stil erkennen kann, lassen dir deine Kunden offenbar freie Hand.

Ich denke, wer mich beauftragt, erwartet keine Disneyfiguren oder gewöhnliches Design.
— OKADA Takashi
Letztendlich befriedige ich nur die Nachfrage des Kunden. In Briefings beziehen sich Kunden oft auf frühere Arbeiten aus meinem Portfolio. Also ein „Ein bisschen so wie das…“, und das entwickel ich dann entsprechend weiter. Ich verlange meinen eigenen Stil durchsetzen zu können, so wie man ihn auch auf meiner Internetseie schon vorher sehen kann. Man lässt mir Freiräume. Ich denke, wer mich beaufragt, erwartet auch keine Disneyfiguren oder gewöhnliches Design.

Viele deiner Bilder und Animationen sind ziemlich düster, beinahe schon bedrohlich. Wie kommt das?

Ja, manche meiner Illustrationen sind schon etwas düster. Aber das trifft nicht unbedingt auf alle Arbeiten zu. Viele sind reduzierte, schöne Designs.
Ich glaube, der Grund dafür, warum es düster wirkt, ist, dass ich einen monochromen Look bevorzuge. Schwarz und Weiß sind wiederkehrende Elemente meiner Arbeit. Schwarz und Weiß sind wie die Daten in einem binären Code. Das erzeugt ein gewissen Rhythmus, wie in der Musik. Und es erzeugt über das direkt sichtbare hinaus etwas Physisches.
Genau so.

Siehst du dich selber mehr als Künstler oder Designer?

Ich glaube, es ist eine Mischung aus beidem. Es gibt hier wahrscheinlich ein paar wenige, die in der gleichen Situation sind, wie ich. Ich bin eine seltsame Existenz aus einer Untergrund-Welt.

Was meinst du: Gibt es etwas, was „typisch Japanisch“ ist? Also so im Allgemeinen und im Design.

Viele Japaner machen genau das gleiche, so, als hätten sie eine Gehirnwäsche hinter sich. Das ist zum Beispiel hier bei unserem heimischen Fernsehen deutlich zu beobachten. Und ich denke, das viele Japaner sich wünschen, dass sie einfach nur ganz normal sind. Einfach genau so sein wie die anderen.
Ich versuche die „japanische Kultur“ weitestgehend zu ignorieren. Vielleicht, weil ich vom Land komme. Viele Ausländer halten Tôkyô und Kyôto für die ganze, japanische Kultur.

Verstehe. Woher ziehst du denn deine Inspiration?

Oh, das sind ganz verschiedene Dinge. Ein offener Blick auf die Welt hilft. Inspiration liegt in der Geschichte, in der Wissenschaft, in der Neuinterpretation davon und im technologischen Vorsprung. Ich habe gerade erst eine Dokumentation über einen Gravitationsbrunnen gesehen. Eine wirkliche Parallelwelt…

Du hast in deinem Portfolio ja auch ein paar internationale Kunden wie Diesel, New York Times und das Zeit-Magazin. Wie sind die auf dich aufmerksam geworden?

Ich zeige einige meiner Arbeiten auf meiner Website. Von hier aus werden manche Sachen dann geteilt, über Plattformen wie Tumblr, Pinterest, verschiedene Blogs. Dort werden die Arbeiten dann gesehen und von denen, die später meine Kunden werden, offenbar gemocht. Dann melden sie sich und es geht los. So einfach ist das.

Künstlerische Motiondesign-Arbeit von OKADA Takashi
Bild: (c) OKADA Takashi

Mal was anderes: Stell dir vor, du stehst eines morgens auf, gehst in die Küche, um dir einen Kaffee zu machen. Du hörst plötzlich ein Geräusch, drehst dich um und da steht sie: Eine Fee. Und klar, so will es das Klischee, du hast jetzt einen Wunsch frei. Was würdest du dir wünschen?

Weltfrieden, natürlich. Und wenn es nur ein kleiner Wunsch sein soll, dann einen lebenslangen Vorrat mit guter, neuer Musik.

Wenn wir schon bei Wünschen sind: Was glaubst du, wie dein Leben in 10 Jahren aussehen wird?

Keine Ahnung. Aber ich hoffe, dass ich dann immer noch gesund bin. Das ist das Wichtigste.

Mehr von OKADA Takashi

Website mit Kundenprojekten: www.okadatakashi.com
Website mit freien Arbeiten: www.okadada.com
OKADA bei Tumblr: takashiokadadrowing.tumblr.com/

Hayao Miyazaki Collection
Vorheriger Artikel
Geschenk für Filmliebhaber und Sammler
Nausicaä
Nächster Artikel
Ökotrip nach dem Weltuntergang
Zurück
TEILEN

10 Fragen an… OKADA Takashi