KITAGAWA Utamaro und der japanische Holzschnitt

KITAGAWA Utamaro und der japanische Holzschnitt

Der japanische Maler KITAGAWA Utamaro gehörte neben HOKUSAI Katsushika und HIROSHIGE Ando zu den bedeutendsten Vertretern der ukiyô-e-Malerei, der Bilder von der „fließenden Welt“.

Entwicklung des Holzschnitts

Die ersten ukiyô-e entstanden bereits im 17. Jahrhundert in Edo. Es sind nach Bildern von Kunsthandwerkern gefertigte Holzschnitte. Der Vorteil dieser Holzschnitte war, dass sie preiswert und in größerer Stückzahl herzustellen waren. Um eine möglichst große Zahl von Käufern anzusprechen, wurden die verschiedensten Motive angeboten ­ Landschaften, Blumen und Tiere, Porträts, erotische Bilder usw.

Die Ursprünge dieser Holzschnitte liegen in den Wandgemälden, mit denen die bushi im 16. Jahrhundert ihre Burgen schmückten. Mit Bildern von Blumen und Vögeln demonstrierten sie ihre Macht. Die ebenso während der Momoyama-Zeit entstandenen yamato-e sind Landschaftsbilder, auf denen Vergnügungsfahrten in die nähere Umgebung dargestellt werden. In dieser Zeit fanden die Bürger ihre eigene Mode und ihre Wege, sich zu vergnügen. Schon damals wurden Bilder gemalt, die das Alltagsleben der Bevölkerung, die Feste im Jahresablauf und das bunte Treiben zum Beispiel im Kyôtoer Viertel Gion zeigten. Diese Bilder entstanden jedoch noch auf Bestellung.

Die Holzschnitt – Technik war bereits vor der Edo-Zeit bekannt. Sie dienten ursprünglich religiösen Zwecken, nämlich dem Vervielfältigen von Sutren und Abbildungen von Buddha-Statuen und ­ was immer wichtiger wurde ­ dem Vervielfältigen von Büchern. Es waren einfache Bilder unbekannter Künstler, Tuschbilder, die mit Zinnoberrot, Grün und Gelb koloriert wurden. Aus diesen Motiven entwickelte sich im Laufe der Zeit ein eigener künstlerischer Stil. Neben der illustrierten Literatur bebilderten die Künstler Bücher über das Brauchtum und die Feste. Besonders beliebt waren die Bilder aus dem Vergnügungsviertel Yoshiwara in Edo und aus der Theaterwelt.

Zu Utamaros Zeit

Die pessimistische Stimmung des eigentlich buddhistischen Begriffs des ukiyô-e ­ eine fließende, vergängliche Welt – verschwindet in den Holzschnitten der ausgehenden Edo-Zeit. Aber die Zeit in dieser Epoche war auch alles andere als pessimistisch. Das Bürgertum im Japan des 18. Jahrhunderts entwickelte eine eigene Kultur und genoss das Leben in vollen Zügen. Vergnügungen aller Art, seien es Ausflüge in die Umgebung, Theaterbesuche, waren beliebt.

Dieses exzessive Dasein schlägt sich in den bunten Holzschnitten nieder. Sie zeigen Motive aus einem optimistischen Leben in der Diesseitigkeit, aus einer Welt des Vergnügens ­ Bilder aus der Theaterwelt, aus den Freudenvierteln, wie das „Yoshiwara“ in Edo. Alles was schön war, durfte gemalt werden. Landschaften, Erotika, Motive aus Gedichtanthologien, Bilder von Schauspielern (yakusha-e) und immer wieder von den Kurtisanen und Kokotten (bijin-ga). Die Bürger waren Motiv und Markt zugleich, denn sie waren es, die diese Holzschnitte kauften.

Die Kurtisanen von Yoshiwara durften, wie die anderen Bewohner, das Viertel nicht verlassen. Mit ihren aufwendigen Frisuren, dem kunstvoll ausrasierten Nacken und den schönen Kimonos verkörperten sie das damalige Idealbild der Frau. Die aufwendig gestalteten Abbildungen waren schon damals beliebt ­ als Andenken und als Mitbringsel für die, die sich einen Besuch nicht leisten konnten.

Utamaros Holzschnitte

KITAGAWA Utamaros (1750-1806) Zeit war das goldene Zeitalter der ukiyô-e. Er gilt als der Verfeinerer dieses Stils, dennoch ist wenig über ihn bekannt. Utamaro stammte aus der Provinz Musashi. 1775 ging er nach Edo und trat dort in die Malschule des Stadtmalers Sekien ein, wo er bis 1782 blieb. Anfangs malte KITAGAWA Utamaro noch Illustrationen für den Verleger TSUTAYA Jûzaburô, für das Jahr 1786 sind seine ersten Bilder nachweisbar. In den 90er Jahren, als sein Stil voll ausgebildet war, beherrschte er mit seinen bijin-ga das Feld der ukiyô-e-Künstler

Auch KITAGAWA malte bevorzugt die Geishas und Kurtisanen des Vergnügungsviertels Yoshiwara in Edo, wie Tôkyô damals hieß. In den Mittelpunkt seiner Bilder stellte er das Gesicht des Modells. Wichtig waren ihm dabei weniger die Gewänder und das Äußere, sondern er versuchte die innere Schönheit seines Gegenübers einzufangen. Selten malte er ganze Figuren, trotzdem gelang es ihm mittels malerischer Elemente die Gefühlswelt der dargestellten Frauen aufzuzeigen: Zurückhaltend lächelnd hält eine Schönheit ihre im Kimonoärmel versteckte Hand vor den Mund. Eine Geisha, im anmutig herabfallenden Kimono, liest einen Brief. Zwei Damen aus Yoshiwara stehen vor ihrem Haus und plaudern. Sein Kopfkissenbuch „Ehon Utamakura“ gilt als das vollkommenste und raffinierteste erotische Kunsthandwerk Japans.

Damals verwendete man besonderes Papier. Es war fast wattehaft weich und reinweiß. Deshalb konnte KITAGAWA sparsam mit den Farben umgehen. Er zeichnete sein Motiv nur mit wenigen Linien und nutzte für den Umraum die Wirkung des weißen Papiers. Typisch für ihn ist auch die Verwendung des Glimmerdrucks (mit Gold- und Silberstaub).

Daneben gestaltete er jedoch auch naturkundliche Bilderbücher mit Insekten, Muscheln, Pflanzen, illustrierte Legenden.

Auf dem Weg nach Europa

Neben HOKUSAI gehörte auch KITAGAWA zu den ersten japanischen Künstlern, die in Europa bekannt wurden. Auf europäische Künstler wie zum Beispiel van Gogh übten diese Bilder einen großen Einfluss aus. Auch Toulouse-Lautrec war ein großer Bewunderer dieses Malers. Die Grafik des Jugendstils wäre ohne die ukiyô-e-Bilder undenkbar. Edmond de Goncourt schrieb 1891 eine Biografie über ihn.

ITAMI Jûzô
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